Biel – An der Berner Fachhochschule (BFH) wurde ein System entwickelt, das mittels WLAN-ähnlicher Signale Personen durch Mauern und andere Barrieren hindurch aufspüren kann. Das sogenannte "Through Wall Sensing"-System der BFH basiert auf einem Prototypen der ETH Zürich, der nun weiterentwickelt wurde. Herzstück des Systems ist die an der BFH entwickelte "Software Defined Radio Plattform" (SDR). Dabei handelt es sich um die Erzeugung einer Funkwelle im ähnlichen Frequenzbereich und von ähnlicher Stärke wie WLAN, also um ein schwaches Signal.

Berner Fachhochschule BFH

Das System macht sich die Ausbreitungseigenschaften von Funkwellen zunutze: Eine erste Antenne sendet eine Funkwelle, die die Wand durchdringt, und dort an einem Objekt reflektiert wird. Die zweite Antenne empfängt diese Reflexion und sendet gleichzeitig ein Signal, das so eingestellt ist, dass die beiden Signale einander aufheben.

Wenn sich ein Objekt hinter der Wand leicht verschiebt, verändert sich die Reflexion und die Signale heben einander nicht mehr auf. Dies wird vom SDR ausgewertet und auf einem Display sichtbar gemacht.

Während beim Prototypen eine stetige Kalibrierung nötig war, fällt diese beim SDR weg, sagt Rolf Vogt, Professor für Drahtlose Kommunikation und Radiofrequenztechnik an der BFH. Das SDR-System sei auch viel kompakter als das Ausgangsmodell, bei dem große Messgeräte zum Einsatz kamen. "Unser System ist so handlich, man kann es im Rucksack mitnehmen."

Schwachpunkte

Allerdings kann das System vorerst lediglich Menschen aufspüren, die sich bewegen. Sind Opfer bewusstlos oder bewegungsunfähig, würden sie wohl übersehen. Für einen etwaigen Einsatz in der Katastrophenhilfe, vor allem beim Aufspüren von Menschen, die bei einem Gebäudeeinsturz oder Erdbeben verschüttet wurden, reicht dies nicht. Theoretisch wäre es zwar möglich, auch die subtilen Bewegungen des Herzschlags oder der Atmung zu detektieren, aber dies ist laut Vogt noch Zukunftsmusik.

Die BFH-Forscher haben ihre Weiterentwicklung mittlerweile der Auftraggeberin Armasuisse, dem Schweizer Bundesamt für Rüstung, übergeben. Diese wird das System aber wohl nicht im absehbarer Zeit einsetzen. "Eine kommerzielle Nutzung wird nicht angestrebt", sagte Vogt. Es sei eher darum gegangen, die Machbarkeit zu beweisen und das System so weit zu optimieren, dass es praktikabel wäre. Aufgrund der Forschungsergebnisse könnten später Dritte die Technologie nutzbar machen und zur Marktreife bringen. (APA, red, 4. 5. 2018)