Schlechte Noten stellte viele Franzosen Präsident Emmanuel Macron ein Jahr nach seiner Wahl aus.

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Paris – Rund ein Jahr nach seinem Wahltriumph hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit mauen Umfragewerten zu kämpfen. In einer am Freitag veröffentlichten Befragung des Instituts BVA für den Sender RTL und andere Medien zeigen sich fast sechs von zehn Franzosen überwiegend unzufrieden mit dem 40-Jährigen.

Allerdings sind seine Werte mit gewisser Vorsicht zu lesen: Sie sind nämlich beträchtlich besser als die seiner beiden Vorgänger François Hollande und Nicolas Sarkozy zur gleichen Zeit im Amt, und liegen auch über jenen, die viele andere Staats- und Regierungschefs in Europa für sich verbuchen können. Auch liegt Macrons Partei La République en Marche in aktuellen Umfrage mehrere Prozentpunkte über jenem Ergebnis, das sie bei den Parlamentswahlen im vergangenen Sommer für sich verbuchen konnte.

Konkret zogen in der Umfrage 57 Prozent von 1.011 repräsentativ ausgewählten Bürgern eine überwiegend schlechte Bilanz von Macrons erstem Amtsjahr. Noch negativer fällt die persönliche Bilanz aus: 84 Prozent bemängelten, sie hätten keine Vorteile von der Politik des Präsidenten.

Kritik an Kündigungsschutz und Asyl-Härte

Defizite sehen die Befragten vor allem bei Macrons Bürgernähe und seiner Fähigkeit, zwischen politischen Strömungen zu vermitteln. Besonders unbeliebte Maßnahmen seiner Regierung sind die Erhöhung der Sozialabgaben und die Einführung eines Tempolimits von 80 Stundenkilometern auf Landstraßen ab Juli. Als positiv werden ihm seine Autorität und seine tiefen Überzeugungen ausgelegt.

Schlechte Noten erhält Macron auch in zwei weiteren Studien aus dieser Woche: Laut einer Umfrage von Kantar Sofres Onepoint für die Beilage der Zeitung "Le Figaro" hat eine Mehrheit von 56 Prozent der Franzosen kein Vertrauen in den Präsidenten. Auf Widerspruch stößt demnach unter anderem die Lockerung des Kündigungsschutzes und die geplante Verschärfung der Asylregeln.

Großer Triumph vor einem Jahr

In einer Umfrage von Ipsos/Sopra Steria für die öffentlich-rechtliche Fernsehgruppe France Televisions geben fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten an, sie seien "enttäuscht" von Macron. Mehr als drei Viertel der Franzosen glauben demnach, dem Land gehe es unter ihm nicht besser oder sogar schlechter.

Macron war am 7. Mai 2017 mit 39 Jahren zum bisher jüngsten französischen Präsidenten gewählt worden. Der Pro-Europäer setzte sich in der zweiten Wahlrunde mit gut 66 Prozent der Stimmen gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen durch.

Am Samstag ist in Paris eine Kundgebung gegen Macrons Politik geplant. Dazu aufgerufen hat die Linkspartei La France Insoumise. Die Regierung fürchtet nach Angaben eines Sprechers Ausschreitungen wie am 1. Mai, als Randalierer unter anderem eine McDonald's-Filiale in Brand setzten. (APA, 4.5.2018)