Innsbruck – Je älter eine Gesellschaft, umso mehr verändern sich die Krankheitsbilder, mit denen sich die Medizin auseinandersetzten muss. Das Bundesland Tirol sieht sich in Sachen Ausbildung, Betreuung und Therapienetzwerke rund um den Themenkomplex Herzinsuffizienz in Österreich als Vorreiter. Dafür verantwortlich ist, dass man am Ausbildungszentrum West (AZW) in Innsbruck einen Lehrgang anbietet, der als bisher einziger im deutschsprachigen Raum von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie anerkannt wird.

"Herzinsuffizienz ist die Epidemie des 21. Jahrhunderts", macht der Innsbrucker Kardiologe Gerhard Pölzl auf die Tragweite und die Verbreitung dieser chronischen Erkrankung aufmerksam. "Zwei Prozent aller Menschen in Österreich leiden darunter, die Dunkelziffer ist noch höher."

Nach Herzinfarkten

Der Grund dafür sei unter anderem, dass immer mehr Patienten beispielsweise Herzinfarkte überlebten und damit verbundene langfristige Schäden oft später in einer Herzinsuffizienz zum Ausdruck kämen, so Pölzl. "Diese Krankheit ist schwer, oft tödlich und verursacht hohe Kosten", mahnt Pölzl. Bei Über-65-Jährigen sei diese etwa der häufigste Grund für die Krankenhaus-Aufnahme.

Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg strich in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit hervor, Netzwerke für Herzinsuffizienz-Patienten zu etablieren. Es gehe um eine "flächendeckende Positionierung", so Tilg. "HerzMobil Tirol", das Herzstück der derzeitigen Bestrebungen in Tirol, sei dabei das erste Herzinsuffizienzprogramm in Österreich, das bei den Patienten bereits in der "Regelversorgung" angekommen sei. Das Projekt arbeitet auf der Grundlage von Telemonitoring und Hausbesuchen. Bisher sei es auf einige Bezirke beschränkt, soll aber ab Jänner 2021 flächendeckend etabliert werden.

Einer zentrale Stellung soll dabei eine spezialisierte Pflegeweiterbildung, die "Herzinsuffizienzberatung", einnehmen, bei der Patienten daheim beraten werden. Ziel sei es, dass die Betroffenen eine Kompetenz über ihre Erkrankung erwerben und "mündig" werden. Die Verantwortlichen waren sich unisono einig, dass es darum gehen müsse, die Krankenhausaufenthalte deutlich zu verkürzen. (APA, 8.5.2018)