Innsbruck – Vom Gesang abgesehen, bei dem Teile der Physis in Schwingung versetzt werden, benötigt der Musiker Instrumente, um Töne und Klänge zu erzeugen: Fremdkörper quasi, aufwendig hergestellte Hilfsmittel zur Hervorbringung von Schallwellen wohlklingender Art. Zu den schönsten, wohlgeformtesten, filigransten Schöpfungen in der Welt der Instrumente zählen die Geigen, und die Geigen des Absamer Geigenbauers Jacobus Stainer wiederum, sie zählten und zählen zu den besten, begehrtesten der Welt.

Bach besaß eine Stainer-Geige, ebenso Arcangelo Corelli, Vivaldis Schülerinnen haben auf seinen Instrumenten gespielt. Zu Mozarts Zeit galten nicht die Geigen von Stradivari oder Amati, bei dem Stainer wahrscheinlich in die Lehre gegangen ist, als das Nonplusultra, sondern jene des Tirolers. Dieser wurde als Sohn eines Bergknappen in Absam geboren, vor etwa 400 Jahren (vielleicht 1618 oder 1619 oder sogar erst 1620, man ist nicht sicher). Aus Anlass des runden Geburtstags beschäftigen sich die Innsbrucker Festwochen in diesem Sommer in vielfältiger Weise mit dem berühmten Geigenbauer.

"Wie wird eine Geige gebaut?" Diese Frage beantwortet Claudia Unterkofler in einem Kinderworkshop. In ihrer Geigenbau-Werkstatt in der Grillparzerstraße 6a zeigt die Meisterin nicht nur vor, in welchen Arbeitsschritten eine Geige entsteht. Nein, die Kids dürfen auch selber etwas hobeln und stemmen. Sie erfahren auch, welches Holz man für den Bau dieser Instrumente verwendet und warum im Corpus einer Geige so seltsame Buchstabenlöcher zu finden sind (17./24. 8. 15 Uhr).

An selber Stelle kann man auch zwei Vorträgen über den Geigenbauer lauschen und so "Auf den Spuren von Jacobus Stainer" wandeln. Claudia Unterkofler und Franz Gratl, Musikkustos des Ferdinandeums, erzählen über den "erzfürstlichen Diener" von Erzherzog Ferdinand Karl (Stainer lieferte unter anderem 1646 sieben Instrumente an den Innsbrucker Hof) und über Stainers Lehrjahre in Oberitalien (19. 8.).

In etlichen Konzerten werden Werke von Komponisten gespielt, die mit Stainer in Verbindung standen. So spielt etwa die Geigerin Leila Schayegh im Spanischen Saal von Schloss Ambras vier der Rosenkranz-Sonaten von Heinrich Ignaz Biber sowie Violinsonaten von Johann Sebastian Bach (16. 8., 20 Uhr). Werke für Violine und Violoncello von Bach und Biber stehen auch beim Konzert von Sergey Malov in der Nikolauskapelle von Schloss Ambras auf dem Programm (18. 8., 13 Uhr).

Den Höhepunkt der Stainer-Festspiele stellt aber das Konzert des Casal-Quartetts (Hofburg) dar. Im Riesensaal lädt das Ensemble zu einem Spaziergang durch die Geschichte des Streichquartetts ein. Der Bogen des Programms spannt sich von vierstimmigen Sonaten des Spätbarocks (Alessandro Scarlatti, Georg Philipp Telemann) über die Klassik (Mozart, Beethoven) bis hin zu Schubert. Interpretiert werden die Werke auf Instrumenten von Stainer, die vom Musikkollegium Winterthur als Leihgabe zur Verfügung gestellt werden (17. 8.). (sten, Spezial, 5.5.2018)