Wien – Den Satz "Wir sind kein Sanierungsfall" sagt der im Februar vom Vorstandsdirektor für das operative Geschäft (COO) zum Vorstandschef des Leuchtenimperiums Zumtobel aufgestiegene Alfred Felder mehrfach und mit Nachdruck. Um sogleich einzuräumen, dass "in Teilen Restrukturierungsbedarf besteht". Selbiger sei in hausgemachten Problemen begründet, aber vor allem im Preisdruck, der mit dem Vormarsch der LED-Technologie eher zu- statt abnehme. Nun gehe es um Stabilisierung des globalen Geschäfts und den Umbau in Richtung internetbasierter Lichttechnologie.

"Der Preisverfall bei Leuchten beträgt fünf bis zehn Prozent, jener bei Komponenten zehn Prozent. Das müssen Sie erst einmal egalisieren durch Wachstum", skizzierte Felder in einem Pressegespräch die Problemlage für den "Mercedes der Lichtbranche". Das Gute nach fünf Jahren, in denen ständig restrukturiert wurde: "Es kann nichts mehr falsch gemacht werden. Die Früchte hängen tief."

Zusammenlegung von Standorten

Das Werk im serbischen Nis, wo im Herbst eine Low-Cost-Produktion für Leuchten und Komponenten um 30 Millionen Euro hochgefahren wird, ist der erste Schritt. Die Zusammenlegung der beiden Standorte in Dornbirn (2800 Beschäftigte) samt Verlagerung personalintensiver Teile in die drittgrößte serbische Stadt der zweite.

Bei der Führungsebene hat der 55-Jährige bereits angesetzt, sie wurde von 45 auf 15 reduziert. Bleibt der Außenbeleuchtungsspezialist Thorn, der englische Patient der Zumtobel Group, dessen Volumengeschäft unter Brexit, Pfund und ausbleibenden öffentlichen Bauaufträgen leidet.

Auf dem Prüfstand stehen sämtliche Fabriken in Hochlohnländern ebenso wie in China, Australien und Neuseeland. Defizit-Bringer werde er nicht halten, verspricht Felder und stimmt die Aktionäre auf dürre Zeiten ein: Vier, fünf Quartale, auch mit Verlusten, werde es dauern bis zur Ernte.

Ob ihm der 81-jährige Aufsichtsratspräsident und Repräsentant der Gründerfamilie, Jürg Zumtobel, so viel Zeit gibt? Felders Vertrag läuft im April 2019 aus. Seine Vorgänger Harald Sommerer und Ulrich Schumacher bekamen sie nicht, wurden verabschiedet, als Einschnitte anstanden. Das Verhältnis zu Zumtobel sei "sehr fair und konstruktiv", er treffe ihn regelmäßig, sagt Felder. (Luise Ungerböck, 4.5.2018)