Heiß ist's, sommerlich ist's. Frühsommerlich. Und schon erhebt die Zecke ihr grausiges Beißwerkzeug. Es folgen Zeckenpanik, Zeckenimpfung oder Zeckenignoranz. Aber Rettung naht. Alles ist machbar, auch Zeckenimpfung ohne Zeckenimpfung. Und damit auch Impfschutz ohne Impfschutz.

Auf einer Seite des verwirrend weltweiten Netzes strahlt uns Hoffnung entgegen. Die "Alpenschau" weiß zu vermelden: Die Zeckenimpfung sei ein verderbtes Produkt blutsaugerischer Pharmaindustrie, die salopp im selben Artikel selbst in altbewährter Tradition als Zecke bezeichnet wird.

Diese, die schulmedizinische nämlich, ist laut Verfasser die wahrlich gefährliche. Gegen den Biss der anderen, "eigentlich harmlosen" und eh ganz lieb als "kleines Spinnentier" bezeichneten Zecke sei aber glücklicherweise allerlei Kraut gewachsen. Alles kein Problem!

Ein Spray aus Zedernholz zur Abschreckung, eine Echinacea-Tinktur nach dem Biss und – ganz wichtig! – als homöopathische Prophylaxe Globuli unter die Zunge. Ah ja, und direkt nach dem Biss D5-Tropfen drauf, und gut ist's.

Zusätzlich können auch kolloidales Silber und Knoblauch nicht schaden. Vermutlich auch gegen Werwölfe und Vampire, womit man gleich mehrere Bestien mit einer Klatsche erledigt hat. Aber auch gegen Borreliose kann man hier eine "homöopathische Impfung" verpasst bekommen: FSME-Globuli, gefolgt von Borellia-D200-Zuckerkügelchen vom Naturheilpraktiker.

Das alles hat mich ja beinahe überzeugt. Leise Zweifel regen sich allerdings tief in den widerspenstigen Schichten meines sträflich schulmedizinisch geprägten Bewusstseins. Ausgelöst durch die Frage eines Bekannten: Und was, wenn die Zecke nicht an Homöopathie glaubt?! (Julya Rabinowich, 4.5.2018)