Der Name Liberty Global sorgt derzeit für Unruhe auf dem deutschen Breitbandmarkt. Der englische Kabelnetzbetreiber und Noch-Eigentümer von UPC Austria soll Medienberichten zufolge kurz vor einer Übernahme durch den Konkurrenten Vodafone stehen.

Vodafone, zu dem schon das Netz von Kabel Deutschland gehört, brächte damit auch die deutsche Tochter Unitymedia und mit ihr das attraktive Kabelfernsehnetz bundesweit unter seine Kontrolle. Am kommenden Mittwoch legt Liberty Global Quartalszahlen vor. Möglicherweise ein Anlass, zu den Gerüchten Stellung zu nehmen?

Bisher gab es von den Unternehmen offiziell keinen Kommentar. Medien berichten von einem Kaufpreis von 16,5 Mrd. Euro. Spekulationen über eine mögliche Übernahme durch Vodafone hatte es schon früher gegeben, im Jahr 2015. Eine Übernahme schloss Vodafone damals schließlich aus.

Sollte es nun doch dazu kommen, dürfte das vor allem der Telekom nicht schmecken. "Eine Remonopolisierung der Kabelnetze wird von Experten zurecht kritisch bewertet", kommentierte das Unternehmen die Medienberichte. ""Fernsehen nur noch über Vodafone" dürfte nicht nur Medienpolitiker misstrauisch machen, zu befürchten sind auch erhebliche Einschränkungen für Verbraucher." Demnach fürchtet die Telekom eine Monopolstellung von Vodafone auf dem Fernsehkabelmarkt.

Mit einer möglichen Übernahme von Liberty Global würde Vodafone in der Tat über ein Fernsehkabelnetz verfügen, mit dem knapp zwei Drittel aller bundesdeutschen Haushalte erreicht würden.

Weniger Auswahl?

Vor allem für Mieter von Wohnungsgesellschaften könnte das aus Sicht von Torsten Körber weniger Auswahl und langfristig auch höhere Kosten bedeuten. Körber leitet an der Uni Köln den Lehrstuhl unter anderem für Kartell- und Regulierungsrecht. "Die Wohnungswirtschaft setzt zumeist auf Kabel und steht dann nach dem Zusammenschluss einem Quasi-Monopol gegenüber", sagt er. Mieter, die Fernsehen lieber über Satellit, das Internet oder DVB-T-2-Antennen empfangen wollen, müssten dann doppelt zahlen – zusätzlich zum Kabelanschluss, dessen Kosten ihnen der Vermieter durchreiche.

Mit ihren Fernsehkabeln hätte Vodafone zudem weitere Vorteile: Zum einen könnte sie Mobilfunk, Breitband und Fernsehen im Paket anbieten. Dank des neuen Übertragungsstandards Docsis 3.1 soll darüber hinaus durch die Kabel das Internet bald mit mindestens einem Gigabit pro Sekunde in die Wohnzimmer rauschen. Bei der Telekom kommen die Daten auf der sogenannten letzten Meile in der Regel über alte Telefonleitungen aus Kupfer in die Häuser – mit Geschwindigkeiten von um die 100 Mbit.

Im Hochgeschwindigkeitsbereich falle die Telekom daher gegenüber den anderen Wettbewerbern zurück, sagt Körber. Der Wettbewerb sei intensiv und die Telekom "jedenfalls im Hochgeschwindigkeitssegment zumeist nicht mehr marktbeherrschend".

Glasfaserausbau

Körber befürchtet außerdem: "Nach dem Zusammenschluss besteht die Gefahr, dass jedenfalls Vodafone nicht mehr in den Glasfaserausbau investieren wird." Ein Vorwurf, den sich allerdings auch die Telekom immer wieder gefallen lassen muss: Den Glasfaserausbau auf der letzten Meile treibt sie nur langsam voran, und setzt dort auf die Aufrüstung der vorhandenen Kupferkabel mit dem sogenannten Vectoring.

Vor einer drohenden Monopolstellung zu warnen sei neben der Sache, sagt deshalb der ehemalige Präsident der Bundesnetzagentur und heutige Aufsichtsratsvorsitzende beim europäischen Kabelfernsehverband Cable Europa, Matthias Kurth. Es trete eher das Gegenteil ein, sagt er: "Auf dem entscheidenden Endkundenmarkt für Breitbandzugänge und Paketangebote von Breitband und Mobilfunk könnte sich der Wettbewerb eher intensivieren."

Im Übrigen sei die Aufrüstung der Kabelinfrastruktur auch der entscheidende Grund, dass die Telekom technologisch nachziehen muss und dies aufgrund ihres flächendeckenden Netzes auch könne. "Von diesem sich intensivierenden Infrastrukturwettbewerb haben die Kunden nur Vorteile."

Vodafone selbst verweist in Präsentationen darauf, dass der Marktanteil von eigenen Fernsehkabeln am gesamten Breitbandnetz bisher bei lediglich rund 11 Prozent liegt. Unitymedia kommt demnach ebenfalls auf 11 Prozent. Was Breitbandanschlüsse insgesamt angeht, ist die Telekom aus ihrer Sicht weiter unangefochtener Marktführer. (APA, 6.5.2018)