Traywick sorgte vergangenen Februar mit der spontanen Injektion experimenteller Herpes-Medikamente für Aufsehen

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Es gibt kaum eine Krankheit, die Aaron Traywick nicht heilen wollte: Binnen der nächsten Jahre sollten Krebs, HIV, Herpes und der Alterungsprozess an sich der Vergangenheit angehören. "Es gibt weltweit Durchbrüche in der Forschung, die wir auf den Markt bringen können", sagte Traywick erst vergangenen Jänner. Dazu gehörte etwa die Methode, sich ungetestete Medikamente selbst zu spritzen. Jetzt ist Traywick im Alter von 28 Jahren verstorben.

Spektakuläre Aktionen

Traywicks Leiche wurde in einem Spa in Washington D.C. gefunden. Noch ist unklar, was die Ursache für sein Ableben ist. Er war dafür berüchtigt, mit spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam zu machen. Im Februar 2018 injizierte er sich etwa auf einer Konferenz live ein selbstentwickeltes experimentelles Mittel gegen Herpes in den Oberschenkel. Wenig später verließ ein Großteil seiner Mitarbeiter das Start-Up Ascendance, das für 35 Dollar einen Wartelistenplatz für neue Medikamente anbot.

Heftige Kontroversen

Mit seinem Stunt sorgte Traywick dafür, dass die Biohacker-Community erstmals im Rampenlicht stand. Die Szene will medizinische Fortschritte abseits der großen Pharmakonzerne und Forschungseinrichtungen entwickeln. Sie beruft sich dabei auf den Hacker-Spirit und dessen Parole "Move fast and break things". Dazu gehört der Einsatz von körpererweiternder Technik, beispielsweise von selbstgebauten Prothesen.

Gescheiterte "HIV-Heilung" live gestreamt

Über soziale Medien vernetzen sich einzelne Biohacker. Traywick streamte etwa auf Facebook live, wie er einem HIV-Patienten eine selbstentwickelte "Therapie" verabreichte. Sie funktionierte nicht – die Viruslast des Versuchsteilnehmers stieg in den darauffolgenden Wochen an. US-Behörden warnten daraufhin vor Biohacking.

"Gebrauchtwagenhändler"

Traywick brachte die Community dazu, ihre Vorgehensweise in Frage zu stellen, berichtet The Atlantic. Während die "transhumanistische Gesellschaft" ihr "enormes Bedauern" über Traywicks Ableben verkündeten, gab es Kritik von anderen Biohackern. Der Australier Meow-Meow bezeichnete ihn etwa als "Gebrauchtwagenhändler der Biohacking-Welt". Viele Szenebeobachter vermuten, dass Traywick an selbst verabreichten experimentellen Medikamenten gestorben ist. Bis zu einem Autopsiebericht sollen laut US-Behörden noch einige Wochen vergehen. (red, 6.5.2018)