Einen Monat lang durfte ich auf Bali leben und Inselluft schnuppern. Ich habe jede freie Minute neben meiner Arbeit genutzt, um so viel wie möglich zu entdecken. Durch meinen Standort in Ubud war ich die meiste Zeit innerhalb des Landes unterwegs und weiß nun: Bali hat weit mehr zu bieten als schöne Strände und gute Wellen!

Fortbewegung auf zwei Rädern

Die Erkenntnis, dass man Bali nur auf einem Roller richtig entdecken kann, hatte ich bereits ein paar Stunden nach meiner Ankunft. Auch wenn es in Anbetracht des chaotischen Verkehrs zu Beginn wie ein Himmelfahrtskommando wirkt – für mich war es ein Schlüsselmoment, als ich mich endlich frei bewegen konnte. Und ob man es glaubt oder nicht: Der Leitsatz "Go with the flow" funktioniert im balinesischen Verkehr. Die Einheimischen nehmen Rücksicht auf Touristen, man schafft es auch über große Kreuzungen, die ohne Ampel geregelt sind und irgendwann ist es ganz normal, dass eine zweispurige Straße mindestens sechsspurig genutzt wird. Den Roller für einen Monat zu mieten hat mich etwa dreißig Euro gekostet, es ist also darüber hinaus sehr kostensparend, sich mit einem Moped fortzubewegen. 

Tipps zum Moped-Ausborgen:

  • Beim Ausborgen des Rollers sollte man immer nach den Fahrzeugpapieren fragen, die sind meist im Sitz des Mopeds verstaut, aber eben nicht immer. Wenn die Polizei einen aufhält, kann das unangenehm werden. 

  • Auch wenn manche Einheimische und etliche Touristen auf den Helm verzichten, würde ich davon wirklich abraten. Es ist einer der Lieblingsgründe der Polizei, um Touristen Geld aus der Tasche zu ziehen. Und ganz abgesehen davon – auch wenn man meistens durch den starken Verkehr gar nicht schneller als 30 km/h fahren kann, muss man es nicht darauf anlegen, sich zu verletzen. 

  • Die Tankanzeigen funktionieren eher schlecht als recht, ein Blick in den Tank ist da weit aussagekräftiger und bewahrt einen davor, mitten auf der Straße stehenzubleiben. Sollte es doch einmal passieren, muss man sich aber keine Sorgen machen. Hilfsbereite Balinesen sind praktisch immer in der Nähe. 

Mein fahrbarer Untersatz hat gute Dienste geleistet, auch wenn er es äußerlich nicht vermuten lässt.
Foto: Alexandra Eder

An der richtigen Stelle unterstützen

Wer Ubud, das kulturelle Zentrum Balis, besucht, sollte sich eine Stärkung im zentral gelegenen "The Fair Warung Balé" holen. Nicht nur die Küche im Warung, wie die kleinen, preisgünstigen und meist sehr guten Imbiss-Lokale auf Bali genannt werden, ist gut. Auch der Hintergedanke überzeugt: Die Einnahmen gehen ausnahmslos an die "Fair Future Foundation", gegründet vom Schweizer Alex Wettstein, der mit seinem Team großartige Arbeit leistet. 

Essen mit Sinn im Fair Warung Balé gleich um die Ecke des Ubud Palace.
Foto: Alexandra Eder

In einem Gespräch erklärte mir der Gründer, dass es für ihn und seine Helfer einfach keine andere Option gibt, als den Missständen im Gesundheitssystem auf Bali entgegenzuwirken. Sie helfen kranken Menschen, indem sie sie gratis untersuchen und mit den richtigen Medikamenten versorgen. Nicht selten haben sie dadurch schon das Leben ihrer Patienten retten können. 

Fair Future Foundation

Authentische Einblicke

Um einen realitätsnahen Eindruck vom Leben auf Bali zu bekommen, lohnt es sich, die Gastfreundschaft der Einheimischen anzunehmen. Es ist beispielsweise nicht unüblich, dass man zu einer Hochzeitsfeier, an der man zufällig vorbeikommt, gleich eingeladen wird. Hat man einen guten Draht zu Balinesen, wird man von ihnen relativ schnell gefragt, ob man nicht gleich der ganzen Familie einen Besuch abstatten will. 

Ich war ein paar Mal in und rund um Ubud mit Made unterwegs, der uns mit einem offenen Truck aus der Stadt rausfuhr und uns sein Heimatdorf, sein Zuhause und die Spielplätze seiner Kindertage am Fluss zeigte. Seine Frau verköstigte uns mit indonesischen Gerichten und auf Mades selbstgebauter Schaukel über die Reisfelder zu schweben machte im Gegensatz zu den anderen, überteuerten und überlaufenen "Bali Swings" richtig Spaß. 

Alexandra Eder

Reis soweit das Auge reicht

Etwa eineinhalb Stunden Fahrt von Ubud entfernt liegen die imposanten Reisterrassen von Jatiluwih, die mit ihrem traditionellen balinesischen Bewässerungssystem "Subak" Teil des Unesco Weltkulturerbes sind. Am Tag meines Besuches waren nur sehr wenige Touristen dort und ich denke, dass sich selbst größere Mengen schnell in den weitläufigen Feldern verteilen.

"50 Shades of Green": Die Farben der Jatiluwih-Reisterrassen sind surreal.
Foto: Alexandra Eder

Wer ein knappes Zeitbudget hat, kann alternativ die Tegalalang-Reisterrassen besuchen, die etwa 20 Minuten mit dem Auto von Ubuds Zentrum entfernt sind. Hier lohnt es sich, schon etwa um acht Uhr zu kommen, um die Ruhe genießen zu können, bevor die größeren Touristenströme einfallen.

Der Blick über die Tegalalang Reisterrassen in den Morgenstunden lohnt sich besonders.
Foto: Alexandra Eder

Yoga immer und überall

Gerade Ubud ist bekannt für die große Zahl an Yogastudios und die ausgezeichneten lokalen und internationalen Lehrer. Direkt in Ubud kann ich das idyllisch gelegene Ubud Yoga House inmitten der Reisfelder, das wunderschöne Ubud Yoga Centre, und The Yoga Barn mit einer sehr großen Auswahl an Stunden für alle Level empfehlen. Meiner Erfahrung nach kann man aber fast nichts falsch machen, egal welches Yogastudio man in Ubud besucht. 

Das Ubud Yoga Centre hat bei mir durch seine Architektur und den Ausblick gepunktet.
Foto: Alexandra Eder

Verhandlungssicher am Markt

Der traditionelle Kunstmarkt "Pasar Seni Ubud" direkt gegenüber des Ubud Palaces wirkt auf viele Besucher im ersten Moment abschreckend. Es ist oft ziemlich voll, man wird von allen Seiten angesprochen und kann sich nicht in Ruhe umschauen. Doch ganz so ist das nicht – das merkt man aber erst, wenn man sich Zeit nimmt und nicht zu früh kommt. Morgens ab etwa neun Uhr stoppen Touristenbusse vor dem Markt und in einer Windeseile füllt sich alles mit kaufwütigen Besuchern, durch die man sich durchzwängen muss. 

Wer allerdings erst gegen 17 Uhr auf den Markt geht, spart sich nicht nur das Gedränge und die größte Hitze, sondern kann oft auch bessere Preise aushandeln. Ab 18 Uhr beginnen die Standler mit dem Abbau – sie wollen davor noch so viele Produkte wie möglich los werden und es kann freundschaftlich, mit einem Augenzwinkern und in aller Ruhe verhandelt werden. Umso tiefer man sich in Gässchen und Innenhöfe begibt, desto ruhiger wird es und man entdeckt das ein oder andere handgemachte Kunstwerk, das auf den Hauptwegen nicht angeboten wird. 

Man kann ohne Bedenken als erstes Gegenangebot bei der Hälfte des von den Händlern vorgeschlagenen Preises ansetzen. Dafür wird man zwar einen tadelnden Blick und ein "Nooo! Not enough, good quality!" ernten, doch hat es sich für mich als eine gute Verhandlungsbasis herausgestellt. Bei den ohnehin für unsere Verhältnisse sehr niedrigen Kostenpunkten muss man wirklich nicht krampfhaft um den besten Preis kämpfen. Nichtsdestotrotz sind die Balinesen fast schon enttäuscht, wenn man den ersten Preis annimmt – Verhandeln macht ihnen Spaß und gehört zur Kultur.

Wer auf der Suche nach handgemachten Mitbringseln ist, ist am "Ubud Art Market" gut aufgehoben.
Foto: Alexandra Eder

Keine Angst vor indonesischem Essen

Auf Bali kann man sich mittlerweile, wenn man das will, komplett europäisch ernähren. Pizza, Pasta, Burger und Sandwiches findet man in beinahe jeder Karte. Doch verpasst man wirklich etwas, wenn man sich die indonesische Küche entgehen lässt. Auch wer wie ich keine Schärfe mag, muss sich keine Sorgen machen. Es wird für Touristen sehr mild gekocht, auf Nachfrage werden scharfe Saucen immer separat serviert. Wer jedoch nach Schärfe oder sogar "extra spicy" fragt, dem sei gesagt: Es wird richtig scharf. 

Klassiker sind etwa "Nasi Goreng" und "Mie Goreng", also gebratener Reis oder Nudeln, die meist mit einem Spiegelei und Hummerchips und entweder vegetarisch, mit Fleisch oder Meeresfrüchten angerichtet werden. Für Vegetarier perfekt ist "Gado Gado", also verschiedene gedünstete Gemüsesorten, meist mit einem weich gekochten Ei, Salat und einer Erdnusssauce serviert, in die man sich am liebsten eingraben würde. Mein persönlicher Favorit sind "Perkedel Jagung" – herausgebackene Maistaler. Um sich einmal durch die indonesische Küche durchzukosten, sollte man "Nasi Campur" bestellen, einen bunten Mix aus indonesischen Gerichten, der meist mit Reis und auf Bananenblättern serviert wird.

Ein Kunstwerk: Links unten sind Perkedel Jagung zu sehen, links oben die Nudeln Mie Goreng.
Foto: Alexandra Eder

Es gibt zwei Arten von Lächeln

"Alle Balinesen tragen ein Lächeln auf den Lippen", habe ich vor meinem Reiseantritt von allen Seiten gehört. Das ist nicht ganz falsch, denn in Bali glaubt man an Karma und Reinkarnation. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind deshalb nicht immer ganz selbstlos. 

Man kann nicht erwarten, dass einen jeder ehrlich anlächelt, nur weil das eben so im Bali-Reiseführer steht. Erst sollte man sein eigenes Wiener Grantl-Gschau ablegen, das viele Gesichter vor allem in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gerade schöner aussehen lässt. Man kann ruhig die Scheu davor ablegen, Menschen in die Augen zu sehen und sie anzulächeln, selbst wenn man sie nicht kennt. Was in Österreich Verwirrung, Erstaunen oder Abneigung hervorrufen könnte, führt in Bali dazu, dass das Lächeln erwidert wird. Und wenn man es selbst ernst meint und es von Herzen kommt, meint es meist auch das balinesische Gegenüber ernst – ganz egal, ob es dem Karma nun hilft oder nicht. (Alexandra Eder, 12.5.2018)

Weitere Beiträge der Bloggerin

Hinweis: Die Bloggerin wurde nach einer Bewerbungsphase auf Einladung von DER STANDARD in den Coworking-Retreat geschickt. Sie berichtet zweimal pro Woche über ihre Erfahrungen, ihre persönlichen Eindrücke, das Leben von digitalen Nomaden und das Arbeiten in einem Schwellenland. Die Aktion wird in Zusammenarbeit mit der Firma Unsettled durchgeführt. Die inhaltliche Verantwortung liegt zur Gänze beim STANDARD.