Wien – Etwa fünf Prozent der Männer über 65 Jahre dürften unbemerkt an einer Aussackung der Körperhauptschlagader, einem so genannten Aortenaneurysma, leiden. Der Riss des Gefäßes endet zumeist mit dem Tod. Ein Screeningprogramm sei dringend zu empfehlen, sagten Experten am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien.

"Die Erkrankung der Hauptschlagader verläuft oft sehr tückisch. (...) Die Mortalität beim Einreißen eines Aortenaneurysmas beträgt etwa 80 Prozent, zumeist noch außerhalb des Spitals. Selbst im Krankenhaus ist oft keine Intervention mehr möglich", sagte Peter Marschang, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Internistische Angiologie.

Ein Aortenaneurysma entwickelt sich langsam und zumeist ohne Symptome. Oft dehnt sich die Aussackung über Jahre hinweg langsam aus und betrifft häufig die Bauchaorta knapp oberhalb des Abgangs der beiden Beinarterien. "Bei einem Durchmesser von weniger als sechs Zentimetern ist das Risiko (eines Aorteneinrisses; Anm.) gering und liegt bei Männern bei einem Prozent pro Jahr. Bei mehr als sechs Zentimetern beträgt das jährliche Risiko 14,1 Prozent. Bei Frauen sind es (unter sechs Zentimeter Durchmesser; Anm.) 3,9 Prozent pro Jahr, darüber 22 Prozent", so der Experte. Nur der Umstand, dass Männer viermal häufiger von der Erkrankung betroffen sind, macht sie gesamt-epidemiologisch für Frauen scheinbar ungefährlicher.

Früherkennungsprogramm ab 65 Jahren

Die Forderung der österreichischen Spezialisten: Ein einfaches und binnen Minuten von Gefäßexperten, Internisten bzw. Kardiologen und auch von Allgemeinmedizinern durchführbares Screening per Ultraschall. Das ist nicht invasiv und binnen Minuten erledigt. Wichtig wäre die Einladung zumindest einmal für Männer ab 65 Jahren und eventuell für Frauen mit besonderem Risiko.

In Deutschland ist ein solches Programm vor rund einem Jahr angelaufen. In England gibt es ein solches Programm bereits seit rund 25 Jahren. In Dänemark hat eine Studie mit 50.000 Männern und einer Beobachtungszeit von nur 4,4 Jahren die Gesamtsterblichkeit um rund sieben Prozent reduziert. "Ich glaube ja, dass 50 Prozent der Betroffenen von einem Aorteneinriss nicht einmal mehr soweit kommen, dass sie die Rettung rufen können", sagte Thomas Hölzenbein, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gefäßchirurgie.

Kosten und Nutzen

Wird ein Aortenaneurysma festgestellt, kann offen operiert oder eine Gefäßstütze minimal-invasiv oder nur per Katheter die Situation stabilisieren. Laut Kostenberechnungen in Großbritannien und Skandinavien sei ein Screeningprogramm hoch kosteneffizient.

"Helfen Sie, der männlichen Bevölkerung das Schicksal von Albert Einstein und Thomas Mann zu ersparen", meinte Maria Schoder, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie. Beide starben an innerer Verblutung durch ein solches Aneurysma. (APA, 7.5.2018)