Postangestellte haben es nicht leicht. Die Deutsche Post will ihren Mitarbeitern dennoch härtere Vorgaben machen.

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Bonn – Die Deutsche Post macht ihren Zustellern Beine – und wird dafür nun scharf kritisiert. Angestellte des Riesenkonzerns sollen nur dann unbefristete Arbeitsverträge bekommen, wenn sie schnell sind, nicht zu oft krank werden und selten Verkehrsunfälle machen.

Wie die "Bild am Sonntag" berichtete, werden Deutsche-Post-Angestellte neuerdings nur noch dann unbefristet übernommen, wenn sie in zwei Jahren nicht mehr als 20 Krankheitstage angehäuft haben.

Schnelles Arbeiten ist ebenfalls erforderlich: Postboten dürfen in drei Monaten nicht mehr als 30 Stunden länger als vorgesehen für ihre Auslieferungen gebraucht haben.

Des Weiteren dürfen Mitarbeiter "höchstens zwei selbstverschuldete Kfz-Unfälle mit einem maximalen Schaden von 5.000 Euro" verursacht haben.

Praxis "nicht hinnehmbar"

Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz kritisierte die seiner Ansicht nach fragwürdige Einstellungspraxis des Unternehmens und versprach, sich für eine Änderung einzusetzen.

Scholz erklärte am Sonntag in der ARD-Talkshow "Anne Will", dass die Bundesregierung ihren Einfluss als indirekter Beteiligter bei der Deutschen Post geltend machen und im Hinblick auf Arbeitsverträge mit gutem Beispiel vorangehen werde. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil bezeichnete die Praxis der Deutschen Post ebenfalls als "nicht hinnehmbar".

Diskriminierung auch in Österreich?

In Österreich hingegen wird die Debatte deutlich gelassener aufgenommen: Rolf Gleissner, stellvertretender Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit bei der Wirtschaftskammer Österreich, kann keine direkte oder indirekte Diskriminierung an der Vorgehensweise der Deutschen Post erkennen."Diskriminierung ist das nicht, denn diese ist als unsachliche Differenzierung definiert. Diese Kriterien sind sachlich und relevant und aus meiner Sicht legitim," sagte Gleissner dem STANDARD.

Die genannten Voraussetzungen für einen unbefristeten Arbeitsvertrag seien nicht verbunden mit einem vom Gleichberechtigungsgesetz geschützten Merkmal wie Alter oder Geschlecht. Ein Unternehmen habe das Recht, zwischen Angestellten auf Basis von Performance und Einsatzbereitschaft zu differenzieren. Dabei seien objektive Kriterien wie die der Post unter Umständen besser als intransparente Beurteilungen, die nur schwer nachzuvollziehen seien, so Gleissner.

Deutscher Kündigungsschutz wesentlich stärker

Befristete Arbeitsverhältnisse sind hierzulande generell weniger problematisch als in Deutschland, da Österreichs Kündigungsschutz viel lockerer ist. In Österreich sind in der Regel nur zwei Befristungen in Folge erlaubt, während eine höhere Zahl aufeinanderfolgender befristeter Arbeitsverträge, auch Kettenarbeitsverträge genannt, nur in bestimmten Sonderfällen erlaubt ist.

Dass Postbote sein körperlich hochanstrengend ist und längerfristig die Gesundheit beeinflussen kann, sollte jedoch außer Frage stehen. Ob eine Bestrafung derer, die – möglicherweise altersbedingt – langsamer oder gesundheitlich anfälliger sind, nicht doch eine Form von mittelbarer Diskriminierung ist, könnte nun neu diskutiert werden.

"Schnell sein ist ein dehnbarer Begriff," so Arbeitsrechtsexpertin Irene Holzbauer von der Arbeiterkammer. "Wir sind für Vorgaben, die realistisch sind." (jeo, 7.5.2018)