Nach einem Schlaganfall, einer Wirbelsäulenverletzung oder bei neuromuskulären Erkrankungen fällt es vielen Menschen wortwörtlich schwer, wieder auf die Beine zu kommen. In Graz wurde das Trainingszentrum "Home4Motion" eingerichtet, in dem computer- und robotikgestützte Therapiegeräte gemeinsam mit Physiotherapeuten dabei helfen, dass Menschen mit Bewegungseinschränkungen wieder zur Beweglichkeit zurückfinden.

Training mit Virtual Reality

In der Grazer Steinfeldgasse unterstützen computergesteuerte Elektromotoren Menschen beim Gehen auf dem Laufband, ein Therapiegerät stellt die natürliche Greifbewegung der Hand nach und führt automatisierte Bewegungssequenzen aus, Robotik zur intelligenten Gewichtsentlastung und Virtual Reality erleichtern das oft schwierige Training bei der Arm-Schulter-Rehabilitation und stimulieren Veränderungen.

Am dynamischen Stehtrainer können selbst Menschen, die nicht selbstständig stehen können, ihre Koordination und Balance verbessern. Die robotikunterstützten High-Tech-Geräte, die bisher lediglich in hoch spezialisierten Reha-Kliniken zum Einsatz kommen, stehen im "Home4Motion"-Trainingszentrum allen Menschen, die ambulant weiter etwas gegen ihre Bewegungseinschränkungen tun wollen, zur Verfügung, schilderte Florian Zupan, einer der Gründer des Zentrums.

300.000 Euro für Erstaustattung

Die Hauptzielgruppe des Grazer Trainingszentrums sind Schlaganfallpatienten, neurologische Patienten aller Altersgruppen, Rollstuhlfahrer sowie Erwachsene und Kinder mit Bewegungseinschränkung, Multipler Sklerose oder Patienten nach Wirbelsäulen- oder Bandscheibenoperationen. "Nach einem Schlaganfall wird eine mehrwöchige Reha angeboten. Viele Patienten verlernen ihre mühsam erlernten Fähigkeiten jedoch wieder, weil diese nicht weiter trainiert werden, andere haben noch mehr Potenzial, weitere Funktionen zurückzuerlangen", sagte Zupan.

Gemeinsam mit drei weiteren Gründern hat er vor wenigen Tagen dieses erste österreichische Trainingszentrum für robotikgestützte Therapie in Graz eröffnet. Mit der rund 70 Quadratmeter großen Trainingsstätte werde eine Lücke geschlossen: zwischen "spezialisierten Reha-Kliniken, die aufgrund ihrer Kostenstruktur ein Intensivtraining mit modernen Geräten nur über einen sehr kurzen Zeitraum anbieten können, und selbstständigen Physiotherapeuten, die jedoch nicht über die effektiven robotik- und computergestützten High-Tech-Geräte verfügen", ergänzte Therapieleiter Martin Weißensteiner. Etwa 300.000 Euro habe die Erstausstattung gekostet. "Das hier ist der Prototyp des Trainingszentrums, wir wollen das Konzept in ganz Österreich anbieten", plant Zupan weiter.

"Wir ermöglichen langfristiges Training, um die erworbenen Fähigkeiten nachhaltig zu erhalten oder auch noch zu verbessern", sagte Zupan. Angeboten werden Termine in Zusammenarbeit mit selbstständigen Physiotherapeuten bis hin zur ambulanten "Intensivtherapie" über zehn bzw. 20 Tage. Die Kosten werden von den Krankenkassen nicht übernommen, mit den Privatversicherern befinde man sich noch in Gesprächen. (APA, 07.05.2018)