Bei Rhiz-Jubiläen immer mit dabei: der österreichische Elektroniker Christian Fennesz.

Foto: Contraste

Dass Nationen von Hymnen gepriesen werden, ist normal, dass Lokale über akustische Manifeste verfügen, eher ungewöhnlich. Das Wiener Rhiz hat gleich zwei. Die erste Hymne stammt aus dem Jahr 1995 und ist von General Magic & Pita. Sie heißt Fridge Trax und ist ein viertelstündiges Ambientstück aus Kühlschrankgeräuschen.

Deep Fridge war die erste Veröffentlichung des Mego-Labels und gilt als einer der Geburtsmomente der Wiener Elektronikszene. In dieser gründete sich 1998 der Gürtelclub Rhiz. Das Rhiz galt als elektronische Kirche, da es sich in seiner Anfangszeit elektronischen Klängen verschrieben hatte.

General Magic & Pita – Deep Fridge.
EditionsMego

Da nicht jeder ein Ambientstück als Manifest erkannte, erhob man zähneknirschend eine Übersetzung des Kühlschrankbrummens in die Statuten: Don't Play Your Rock 'n' Roll to Me von Smokie. Auch Spaß muss sein. Das war vor 20 Jahren. Ab Dienstag feiert der international renommierte Club sein 20-jähriges Bestehen mit den Acts Hey Elbow, Die Angel sowie Missing Organs. Dreimal Elektronik.

1995 fand in Wien das Festival Phonotaktik statt, das sich der hiesigen und internationalen elektronischen Musik widmete. Zwei Jahre später boomte sich die Szene zum "Picknick bei Herrmann" zusammen: Gratiskonzerte dort, wo nun die Strandbar Herrmann steht.

Bald ein Fixpunkt

Das britische Magazine Wire feierte die Wiener Szene, Kruder & Dorfmeister sowie Pulsinger und Tunakan wurden Stars, es ging ab, das Rhiz wurde gegründet und bald ein Fixpunkt, der von Protagonisten wie Peter Rehberg und Christian Fennesz bespielt wurde. Beide treten am kommenden Freitag mit Christina Nemec alias Chra auf.

Das Rhiz war zudem die Wiege der Karriere von Bernhard Fleischmann. Der melancholische Elektroniker gab dort sein erstes Konzert, sein Debüt Pop Loops For Breakfast erschien auf dem Label von Christof Kurzmann, einem der Rhiz-Gründer. Der Blue-Box-Wirt Herbie Molin und Phonotaktik-Chef Peter Rantasa waren die beiden anderen.

B. Fleischmann – Slopes.
OMhA

Das elektronische Glaubensbekenntnis des Lokals wurde im Alltag bald großzügiger ausgelegt, das Live- und DJ-Programm vielfältiger. Der Postrock von Radian (live am 18. Mai) verbreiterte das Spektrum ebenso wie der beherzte Meuchelrock von Bulbul (live am 12. Mai). Andere dem Club verbundene Acts wie Villalog, Quehenberger oder Didi Kern sind am 20. Mai zu erleben. (Karl Fluch, 8.5.2018)