Istanbul/Ankara – Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat das Gerichtsverfahren gegen den Verteidiger des bis vor kurzem in der Türkei inhaftierten "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel kritisiert. Die absurden Vorwürfe gegen Veysel Ok müssten fallen gelassen werden, forderte die Organisation, die sich weltweit für Pressefreiheit und gegen Zensur einsetzt, am Montag auf Twitter.

Die "Einschüchterung von Verteidigern der Pressefreiheit" müsse aufhören. Ok sei bekannt für seinen unermüdlichen Einsatz für inhaftierte Journalisten in der Türkei.

Am Mittwoch wird ein Urteil gegen Ok wegen des Vorwurfs der Justizbeleidigung erwartet. Die Staatsanwaltschaft fordert bis zu zwei Jahre Haft. Hintergrund ist ein Interview mit der inzwischen eingestellten Zeitung "Özgür Düsünce" ("Freie Meinung") aus dem Jahr 2015, in dem Ok kritisiert hatte, dass die Gerichte in der Türkei nicht unabhängig seien.

Ok weist die Vorwürfe der Beleidigung zurück. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er am Montag, er habe lediglich kritisiert, "dass sich die Strafgerichte zu unbefristeten Verhaftungsmechanismen verwandelt" hätten. "Ich habe niemanden beleidigt oder erniedrigt, ganz im Gegenteil." Er habe eine unparteiische und unabhängige Justiz gefordert. "Natürlich erwarte ich meinen Freispruch."

Ok ist Verteidiger des "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel, der bis zu seiner Freilassung im Februar ein Jahr in der Türkei inhaftiert war. Yücel reiste nach seiner Entlassung aus der U-Haft aus. Das Verfahren gegen ihn wegen Terrorpropaganda und Volksverhetzung läuft jedoch weiter. (APA, dpa)