Es wird nicht leichter werden im und mit dem Libanon. Das neue Wahlrecht, das neue politische Kräfte fördern sollte, hat nur vereinzelte Breschen ins verkrustete System geschlagen. Einige alternative Stimmen im Parlament, die Proporz und Konfessionalismus in der libanesischen Politik den Dienst am Bürger entgegenstellen wollen, werden nicht viel ausrichten können. Die alten Gesichter, Namen, Gruppen werden weiter dominieren.

Allerdings haben sich die Machtverhältnisse verändert: Der sunnitische Premier Saad Hariri ist der Verlierer, auch innerhalb seines Anti-Hisbollah-Blocks, da wurden nationalkonservative, militaristische Kräfte – die Forces libanaises – gestärkt. Und auf der anderen Seite steht das erstarkte Lager rund um die schiitische Hisbollah, die zwar selbst in ihrer Hochburg Baalbek-Hermel etwas gestutzt wurde, die aber Hariri anderswo durch die Unterstützung starker Kandidaten schaden konnte.

Hariri, immer noch Chef der stärksten Einzelpartei, wird dennoch von Staatspräsident Michel Aoun mit der Regierungsbildung beauftragt werden. Seine Möglichkeiten, die libanesische Politik zu gestalten – und die Hisbollah im Zaum zu halten -, sind jedoch geringer geworden: noch geringer als im November 2017, als Saudi-Arabien Hariri kurzerhand kidnappte, um mehr Aggressivität der Hisbollah gegenüber zu erpressen. Und so sitzen die Verlierer dieser Wahlen auch in Riad. Und die Sieger in Teheran. (Gudrun Harrer, 7.5.2018)