In unserer EssBar-Reihe zum Schwerpunkt "Ö100 – 100 Jahre Republik" bereiten wir einmal im Monat ein Rezept zu, das zu einem Jahrzehnt passt. Diesmal widmen wir uns den 1940er-Jahren.
Unter den Kochbüchern meiner verstorbenen Großmutter fand ich ein dünnes Heftchen mit dem Titel "Zeitgemäße Rezepte". Darin wird speziell auf das "Backen in Kriegszeiten" eingegangen, und den "wackeren Hausfrauen" werden Tipps gegeben, wie mit wenig Fett und wenigen Eiern gebacken werden kann. Die Rezepte sind nach verfügbarer Fettmenge gegliedert, ohne Fotos und recht knapp betextet. Ganz am Ende gibt es Rezepte ohne Fett, da empfiehlt man dann Biskuittorte oder Haferflockenmakronen.
Ich habe einen Guglhupf gewählt, der – verglichen mit den anderen Rezepten – mit "viel" Fett (12,5 dag) und 2 Eiern sowie Topfen gebacken wird. Auf heutige Verhältnisse umgelegt ist das natürlich eher mager: Ein Kuchen in der Größe würde heute mit 4 bis 6 Eiern und mindestens der doppelten Fettmenge gebacken. Stattdessen setzte man auf Ersatzprodukte. Zitat aus dem Heft, herausgegeben von Oetker: "Topfen ist nahrhaft, gesund und billig. Er macht das Gebäck locker und mürbe. Auch Kartoffeln und Karotten sind gute Backzutaten. Sie machen den Kuchen saftig und halten ihn frisch."
Da bei uns in der Familie keiner Rosinen mag, habe ich mich für eine Variante ohne Rosinen entschieden. Das Ergebnis war doch ein wenig trocken. Da ich eine relativ kleine Guglhupfform besitze, hatte ich noch Teig übrig. In diesen wurden gehackte Schokostücke gemischt. Fazit: noch immer trocken, aber schmeckt eindeutig besser als ohne. Die verkostenden Kollegen meinten: "Erinnert an meine Kindheit", "Ein bisschen wie die Vollkornkuchen meiner Mutter" und "Da sieht man, wie verwöhnt wir heute schon sind". Kaffee dazu ist jedenfalls empfohlen!
Für einen Guglhupf benötigt man: 125 Gramm Butter (im gesamten Buch wird einfach "Fett" angegeben, schließlich musste man nehmen, was gerade zur Verfügung stand, also Butter, Margarine, Schweineschmalz oder Öl – hier wären das 5–6 Esslöffel), 150 g Zucker, 2 Eier, 125 g Topfen, etwas Salz, 1/2 Packung Vanillepuddingpulver, 1/8 Liter Milch, 375 g Mehl, 1 Päckchen Backpulver, 125 g Rosinen (im Original würde noch 1/2 bis 1 Fläschchen Backaroma Zitrone hinzukommen – das kann man durch frisch geriebene Zitronenschale ersetzen).