Immer, wenn der Sommer naht und die Werbebanner für Bademode ausgerollt werden, haben Plus-Size-Models alle Hände voll zu tun. Für gewölbte Schenkel und Röllchen um die Bäuche ist die Auftragslage gut. Das hat gute Gründe. Der nicht ganz so perfekte Körper läuft dem retuschierten Photoshop-Kollegen den Rang ab. Die Aufmerksamkeit ist jetzt jenen Unternehmen gewiss, die den Zeitgeist inhaliert haben. Und so kommt nun kaum ein Hersteller mehr um mindestens eine "Diversity"-Kampagne im Jahr herum.

Schlecht sieht es hingegen für die schmalen Zahnstocher aus, die für die Shows in Paris und Mailand rauf und runter gebucht werden. In den kommerziellen Kampagnen und den Fotostrecken spielt ihre Größe derzeit eine Nebenrolle. Retailer und Ketten wie Weekday und Mango setzen in diesem Sommer (teilweise wiederholt) verstärkt auf Models, die "aus der Form schlagen". Das bedeutet: Wer als Model mit durchschnittlicher Üppigkeit aufwartet, bekommt sie, die luftigen Aufträge.

Dünn, dick, groß, klein: Das schwedische Label Weekday wirbt in diesem Sommer mit ganz vielen unterschiedlichen Körpern für Bikinis und Bademode.
Foto: Weekday

Dass das gerade gut ankommt, ist natürlich nachvollziehbar: Wenn der Perfektionsdruck hoch ist, dann tut es gut, sich Körper anzusehen, die nicht täglich im Fitnessstudio optimiert werden. "Wellness für die Seele" würden das Frauenmagazine wahrscheinlich nennen.

Der spanische Retailer Mango hat ein Plus-Size-Model engagiert.
Foto: Mango

Aber: dass Größenvielfalt ausgerechnet dann hochgehalten wird, wenn nackte Haut im Spiel ist? Entbehrt auch nicht einer gewissen Logik: "Sex sells", vor diesem Gesetz sind alle Körper gleich. Und manche noch gleicher: Der Plus-Size-Markt scheint jeden Sommer regelmäßig aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen.

Das wird immer dann klar, wenn der Online-Retailer Swimsuits For All mit der neuesten Bademodenkollektion von Plus-Size-Model Ashley Graham auf dem Social-Media-Radar erscheint. Der neueste Werbeclou sind Fotos mit Graham, die jede Delle am Körper unretuschiert zeigen.

Auf Twitter wird die Kampagne gefeiert. Die Bademodenhersteller wissen eben, was gerade zu tun ist, um das bisschen Stoff an die Frau zu bringen. (Anne Feldkamp, 10.5.2018)

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