Frankfurt – Der Wissenschaftsverlag Springer Nature legt wegen der schwachen Nachfrage seinen Börsengang auf Eis. Aufgrund des Marktumfelds werde das für Mittwoch geplante Börsendebüt auf unbestimmte Zeit verschoben, teilte das von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und dem Finanzinvestor BC Partners kontrollierte Unternehmen mit.

Sie hatten auf einen Emissionserlös von bis zu 1,6 Milliarden Euro gehofft, davon sollten 1,2 Milliarden Euro an Springer Nature selbst zum Schuldenabbau fließen.

Doch der Börsengang verlief von Anfang an schleppend, die Bücher füllten sich nur langsam. Dabei hatte Holtzbrinck als Mehrheitseigentümer seine Order auf 200 Millionen Euro verdoppelt. Am Mittag hatten sich die begleitenden Banken noch zuversichtlich gezeichnet, die Aktien mit 10,50 Euro am unteren Ende der Preisspanne ausgeben zu können. Am Dienstagabend zogen die Eigentümer dann die Reißleine. Wann sie einen neuen Anlauf wagen, ist unklar. Springer Nature und die Gesellschafter würden das Marktumfeld und die Möglichkeiten eines Börsengangs in der Zukunft genau bewerten, erklärte das Unternehmen.

Drei Milliarden Euro Schulden

Springer Nature bringt jährlich 13.000 Fachbuch-Titel auf den Markt und verlegt fast 3.000 Fachzeitschriften wie das Wissenschaftsmagazin "Nature". Im vergangenen Jahr kam Springer Nature mit 13.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 1,64 Milliarden Euro. Auf dem Unternehmen lasten drei Milliarden Euro Schulden, die durch den Börsengang eigentlich abgebaut werden sollten.

Springer Nature sollte nach der Siemens-Medizintechniktochter Siemens Healthineers und der Deutschen-Bank-Tochter DWS eigentlich der dritte Milliarden-Börsengang in Deutschland in diesem Jahr werden. Healthineers war mit einem Erlös von 4,2 Milliarden Euro die viertgrößte Neuemission in Deutschland seit dem Jahr 2000, DWS brachte rund 1,3 Milliarden Euro ein.

Begleitet wurde der Springer-Nature-Börsengang federführend von J.P. Morgan und Morgan Stanley. Ein deutsches Institut befand sich nicht im Konsortium. Mit dem Scheitern der Börsenplänen entgehen den Investmentbanken lukrative Gebühren. (APA, red, 8.5.2018)