Foto: Honda
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Foto: Guido Gluschitsch
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Es ist schon möglich, dass er gesagt hat, dass ich bitte nichts davon erwähnen soll. Und wenn dem wirklich so sein sollte, dann sicher nur, weil ihm unangenehm ist, dass wir uns kennen. Also er, er ist der Espandrillo, Kollege bei einem sehr wichtigen Hochglanzmagazin – Spatzenpost oder Seitenblicke, egal. Jedenfalls, als wir das letzte Mal nach dem Trial-Training so miteinander geredet haben, haben wir zufällig über Motorradln geredet – oder zumindest so was Ähnliches: die Goldwing. Der Espandrillo ist vor kurzem die Bagger-Variante gefahren, die GL1800 Gold Wing, die nackertste Variante des 2018er-Flügels um 29.990 Euro.

Die Gold Wing gibt es nun auch als Bagger.
Foto: Honda

Ich hatte fast zeitgleich das Eisen am anderen Ende des Produktkatalogs, die GL1800 Gold Wing "Tour" mit Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und Airbag um 39.990 Euro. Aber nicht dass Sie glauben, der Espandrillo kriegt die Bülliche und der Herr glu die Teurane, weil der Espandrillo nicht so geübt im Fahren ist. Weit gefehlt. Nur einem von uns traut man zu, ohne Airbag unterwegs zu sein. So muss man das sehen.

Als Tour mit Doppelkupplungsgetriebe und Airbag kostet die Wing fast einen Vierziger.
Foto: Guido Gluschitsch

Jedenfalls sagt der Espandrillo so beiläufig: "Und was schreibst über die Vorderradaufhängung?" Ich kann ja gleichzeitig denken und reden, und während ich noch denk "Was meint er?", sag ich wie aus der Pistole geschossen: "Nix!". Vor meinem geistigen Auge sehe ich noch die zwei Zumpferln der Holme, die aus der Verkleidung schauen und fast schon epileptisch auf und ab fliegen, während man auf der Gold Wing selbst nicht einmal merkt, dass unter einem eine Unebenheit gewesen sein könnte. Fliegender Teppich, sollte Honda die Gold Wing nennen, das wäre passender.

Links und rechts vom Enter-Drück-Dreher arbeiten sich die Dämpferenden gerade noch ins Sichtfeld.
Foto: Guido Gluschitsch

Der Espandrillo ist schwer beeindruckt von der Aufhängung, die auf einem Doppel-Querlenker basiert. Bei der neuen Gold Wing wandert das Vorderrad beim Einfedern weniger weit in Richtung Motorblock, erklärt Honda, und alles spricht so fein an – um 30 Prozent feiner, rechnet Honda vor, weil die Reibung beim Ein- und Ausfedern stark reduziert wurde. Mir ist der technische Hintergrund ja eher wurscht, solange sich die Gold Wing fährt, wie sie sich eben fährt.

Von außen sieht die feine Aufhängung gar nicht so dramatisch aus.
Foto: Guido Gluschitsch

Weil man glaubt es ja gar nicht, dass man da 383 Kilogramm spazieren führt. Bei der Bagger sind es immerhin noch 365 Kilogramm. Aufheben will man die Gold Wing nicht, aber wenn die einmal rollt, dann schwebt die mit einer Vehemenz durch die Landschaft, dass man an der Physik zweifelt. Aber es sind eben so viele Kleinigkeiten, die da zusammenspielen.

Es ist mehr ein Schweben als ein schnödes Motorradfahren mit der Gold Wing, wurscht, wie viel Koffer sie jetzt drauf hat.
Foto: Honda

Neben der feineren Aufhängung vorne hat Honda den Sechszylinder-Boxer um 40 Millimeter nach vor gerückt, ihn gleichzeitig um 6,2 Kilogramm leichter gemacht, kompakter und auch gleich auf Vierventiler umgebaut. Das ganze Motorrad wurde leichter, und die 126 PS starke Maschine hat jetzt um bis zu 48 Kilogramm weniger zu schleppen als die Vorgängerin. Zusammen mit dem windschlüpfrigeren Design konnte Honda den Verbrauch damit so weit drosseln, dass die Reichweite pro Tank gleich bleibt, obwohl nun nurmehr 21 Liter, also vier Liter weniger, reinpassen.

Imposant ist auch die Heckpartie der großen Honda.
Foto: Guido Gluschitsch

Den Technikfreaks sei auch noch mitgegeben: Sieben-Zoll-TFT-Display mit Apple Car Play, Navi sowieso und Radio Niederösterreich – falls es wer braucht, dass er "Born To Be Wild" im Stau am Gürtel hört. Neuer Brückenrahmen aus Aluminium, Pro-Arm-Schwinge hinten, wobei sich die Dämpfung elektronisch über Riding Modes verstellen lässt, Berganfahrhilfe, LED-Leuchten … so könnten wir ewig weitermachen. Lauter wichtige Sachen beim Zsammsitzen und Philosophieren, wie die Rangierhilfe, die mit 1,8 km/h vor- und 1,2 km/h retourfährt – zumindest bei der Gold Wing mit Doppelkupplungsgetriebe.

Rechts unten, am linken Knopferlhaufen ist der Knopf für die Rangierhilfe. Viere und zruck geht es dann über die Schaltwippen.
Foto: Guido Gluschitsch

Aber auf der Straße rückt das alles auf einmal in den Hintergrund. Da ist auf einmal dieses so oft beschworene Freiheitsdings. Witzigerweise taucht es ganz stark auf, wenn die Wing an der Ampel aus dem Start-Stopp-Modus aufwacht und den Sechszylinder-Boxer surrend anwirft und es gleich wieder weitergeht, ganz elegant, stressfrei. Das Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe sortiert die Gänge so sanft, dass angeblich auch das ewige Zusammenpumpern mit den Helmen ausbleibt, am Bandl hält der Tempomat die Geschwindigkeit, und so gleitet man in Richtung Süden, zum Meer …

Herrlich lässt es sich mit der Gold Wing touren, auch wenn die Koffer nun ein wenig kleiner geworden sind.
Foto: Honda

Darum hat der Espandrillo auch recht, wenn ihm die bekofferte Gold Wing besser gefällt als die Bagger. Nicht nur, weil sie halt schon mehr hermacht, auch wenn das Gepäckvolumen nun kleiner wurde. Aber ein paar Unterhosen, Socken und T-Shirts brauchen ja eh nicht so viel Platz, die gingen notfalls auch in die Seitentaschen der Bagger. Der Helm aber nicht. Und sollte sich doch jemals eine Dame derbarmen, mit mir am Motorrad nicht mit den Helmen zusammestoßen zu wollen, dann sitzt sie auf der Tour natürlich deutlich gemütlicher. Weil na klar gehört zum fliegenden, goldenen Teppich auch ein fettes Sofa. (Guido Gluschitsch, 9.5.2018)

So ein Sechszylinder kann so zierlich gar nicht sein, dass er nicht an schön tiefen Schwerpunkt macht.
Foto: Guido Gluschitsch