Khatia Buniatishvili: fast beiläufig präsentierte Virtuosität im Konzerhaus.

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Wien – Bei der urknallähnlichen Eröffnung von Brahms' f-Moll-Sonate fackelte Khatia Buniatishvili nicht lang: zack und durch. Die lyrischen Themen präsentierte die Georgierin allesamt versonnen, verlangsamt, stillstandsnah: War man plötzlich in eine Nocturne, in eine Berceuse geraten?

In ihrem bipolaren Interpretationskonzept forcierte Buniatishvili die leise, zart besaitete Seite des juvenilen Kraftlackels Brahms, schminkte den Klassiker der Romantik zum Präimpressionisten um. Oder hatte die Pianistin nur ein paar Privatstunden bei Ivo Pogorelich genommen, dem großen Verlangsamer und Tempoerratiker?

Zwei Zugaben

Tschaikowsky (Der Nussknacker in einer Bearbeitung von Mikhail Pletnev) und Liszt (Rhapsodie espagnole und Réminiscences de "Don Juan" de Mozart) waren großartig: Die 30-Jährige verzauberte mit Eleganz, Klangsinnlichkeit und einer selbstverständlichen, fast beiläufig präsentierten Virtuosität, die alles Auftrumpfende vermied. Zwei Zugaben, zuletzt ein im Zeitlupentempo verendendes Clair de lune. (sten, 8.5.2018)