Kann Rockmusik heute noch subversiv sein? Im Fall von Jowan Safadi darf man getrost mit Ja antworten. Der in Haifa lebende israelische Palästinenser eckt mit seiner Musik und seinen Aussagen zu tabuisierten Themen regelmäßig an – bei Israelis ebenso wie bei Arabern. Eine Tournee durch Jordanien endete im Gefängnis, von der israelischen Polizei wurde Safadi der Anstiftung zum Terrorismus angeklagt.

Ein israelischer Palästinenser, der gerne aneckt: Jowan Safadi in "Namrud (Troublemaker)".
Foto: Filmdelights

Dass es dem nachdenklichen Musiker nicht um Provokation als Selbstzweck geht, zeigt die Dokumentation Namrud (Troublemaker). Der in Wien lebende Filmemacher Fernando Romero Forsthuber hat sich an die Fersen von Safadi geheftet und seine Schlaglichter zu einem erhellenden Porträt montiert. Der umtriebige Störenfried ist nicht nur bei Demonstrationen oder Auftritten zu erleben. Wir sehen auch, wie Safadi die nicht weniger fordernde Rolle als alleinerziehender Vater eines 16-jährigen Sohnes wahrnimmt, wie er in die Sprechstunde zitiert wird oder seine Eltern besucht.

Soleil Film

Es ist gerade der Fokus auf den Alltag eines Fremden im eigenen Land, der den Film so spannend macht. Keine herkömmliche Musikerdoku also, stattdessen rare Einblicke in eine Lebensrealität, die uns gleichermaßen vertraut und fremd erscheint. Als Musiker ist Safadi übrigens am Samstag, 12.5., bei freiem Eintritt im Wiener Café Derwisch zu erleben. (glicka, 10.5.2018)