Das Satelliten-Tandem Grace-Fo soll das Schwerefeld der Erde noch genauer vermessen.

Illustr.: NASA/JPL-Caltech

Potsdam – Dass unser Planet keine Kugel ist, weiß man schon länger. Eigentlich hat die Erde idealerweise die Gestalt eines Geoids, und zwar eines reichlich unregelmäßigen noch dazu. Genau genommen erscheint sie nach bisherigen Beobachtungen geradezu kartoffelförmig. Wie genau diese Kartoffel aussieht, wollen Forscher nun mit Hilfe von zwei neuen Satelliten im Rahmen eines deutsch-amerikanischen Projekts exakt vermessen.

Bei dem Projekt Grace Follow-On soll einmal pro Monat eine Karte des Schwerefelds der Erde entstehen. Über die Messungen sind Rückschlüsse zum Beispiel auf die Veränderung des Meeresspiegels oder des Klimas möglich, berichtete das Geoforschungszentrum in Potsdam am Dienstag.

Video: Primäres Missionsziel ist die Erstellung globaler monatlicher Schwerefeldkarten. Mit Hilfe dieser Daten können verschiedene Veränderungen im System Erde rekonstruiert werden.
Deutsches GeoForschungsZentrum

Start am 19. Mai

Die beiden von Airbus in Deutschland gebauten Satelliten sollen am 19. Mai von der privaten US-Weltraumfirma SpaceX ins Weltall gebracht werden. Das auf fünf Jahre ausgelegte Projekt kostet rund 440 Millionen Euro, den größten Teil trägt die US-Weltraumbehörde Nasa, Deutschland steuert rund 78 Millionen Euro bei.

Wie beim Vorgängerprojekt Grace, das von 2002 bis 2017 im Einsatz war, sollen zwei rund drei Meter lange Satelliten in einem Abstand von rund 250 Kilometer um die Erde fliegen. Je nach Untergrund – etwa Berge, Meere oder auch feuchte und trockene Gebiete – werden die 600 Kilogramm schweren Satelliten in 490 Kilometer Höhe unterschiedlich stark vom Schwerefeld der Erde angezogen.

Eine Messung des Abstands der beiden Satelliten untereinander auf den Bruchteil eines Millimeters genau lässt dann Rückschlüsse auf den Untergrund zu. Beim Vorgängerprojekt war der Abstand mit Mikrowellen gemessen worden, jetzt soll zusätzlich ein noch genauerer Laser eingesetzt werden.

Grace stellte Eisverlust in Grönland fest

Die beiden Satelliten sollen 16 Mal am Tag die Erde umkreisen, nach einem Monat liegen dann Daten für alle Teile des Planeten vor. Die erste "Grace"-Mission hatte bereits gezeigt, dass in Grönland von 2002 bis 2016 rund 270 Milliarden Tonnen Eismassen verloren gingen. Aber auch Landhebungen, die regional den Anstieg der Meeresspiegel mehr als ausgleichen können, erfassen die Systeme.

Grundsätzlich beweist das Projekt auch, dass die Erde keine ganz perfekte Kugel ist, sondern nach den Worten der Forscher eher einer Kartoffel gleiche, wenn man das Schwerefeld betrachte. Die neuen Daten sollen an rund 5.000 bereits registrierte Interessenten gehen – darunter Hydrologen oder Ozeanografen.

Die beiden neuen Satelliten sollen nach dem Start mindestens fünf Jahre lang Daten liefern. Mit Glück könnten sie aber auch zwei bis drei Mal so lange durchhalten, hieß es. Letztendlich sollen sie in tieferen Schichten der Atmosphäre verglühen. (APA, red, 8.5.2018)