Der Stein von Rosetta gab der ESA-Sonde den Namen.

Foto: NHM/Kurt Kracher

Großformatige Schautafeln leiten die Besucher durch die Ausstellung.

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Das Modell des Landers Philae ist in Originalgröße zu sehen...

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...sein Mutterschiff Rosetta im Größenverhältnis 1:4.

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Tschurjumow-Gerassimenko vor den Umrissen Wiens.

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Wien – "Es is kein' Ordnung mehr jetzt in die Stern', d' Kometen müßten sonst verboten wer'n. Ein Komet reist ohne Unterlass um am Firmament und hat kein' Paß." Der von der Kometenfurcht erfasste Geselle Knieriem aus Johann Nestroys Lumpacivagabundus war sich sicher: Die Welt steht nicht mehr lang. Doch nicht nur Knieriem wusste kaum Substanzielles über Kometen, auch die Wissenschaft verfügte lange Zeit über relativ wenige Fakten zu den beeindruckenden Himmelserscheinungen.

Schon in der Antike galten sie als Unheilbringer und böses Omen. Von jenem Kometen, der dieser Tage im Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien eingeschlagen hat, wäre aber sogar Knieriem begeistert.

Kometen. Die Mission Rosetta ist der Titel der neuen Sonderausstellung, die die Kometenforschung der europäischen Raumfahrtagentur Esa dokumentiert und bis September zu sehen ist. Konzipiert wurde sie vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das auch Teile des spektakulären Raumfahrtprojektes der Rosetta-Sonde betreute.

Lange Reise

Die Raumsonde Rosetta gilt als eine der erfolgreichsten Missionen überhaupt. Gemeinsam mit dem Lander Philae war sie mehr als zehn Jahre zu ihrem Ziel unterwegs: dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Dreimal musste sie an der Erde vorbeifliegen und einmal am Mars, um ausreichend Schwung zu holen. Zwei weitere Jahre lang begleitete sie schließlich den Kometen. Insgesamt legte Rosetta fast acht Milliarden Kilometer zurück. Philae war die erste Sonde, die auf einem derartigen Himmelskörper landete – auch wenn bei dem Manöver Lehrgeld gezahlt wurde, denn die Verankerung Philaes auf der Oberfläche funktionierte nicht wie geplant. Der Lander blieb schließlich in einer Ecke unerreichbar für Funksignale liegen.

Trotzdem sammelten die beiden Sonden gewaltige Datenmengen, die unser Bild der Kometen nachhaltig veränderten: So wie der Stein von Rosetta der Wissenschaft die Geschichte Ägyptens zugänglich machte, so gibt uns die Rosetta-Mission Antworten auf zahlreiche Fragen.

Österreichische Technologie

An den zahlreichen mitgeführten Messinstrumenten waren auch einige österreichische Institutionen beteiligt, wie zum Beispiel das Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF). Der Generaldirektor des NHM, Christian Köberl, arbeitete als Professor der Universität Wien am Projekt Midas zur Analyse des Kometenstaubes mit.

Alle Forschungsexperimente und der gesamte Missionsablauf sind in der Ausstellung auf großformatigen Schautafeln detailliert erklärt. Während von Rosetta ein Modell im Maßstab 1:4 gezeigt wird, ist der Lander Philae in Originalgröße zu sehen. Alles überragend thront jedoch Tschurjumow-Gerassimenko selbst in der Saalmitte. Auch tausendfach verkleinert verfehlt der im Original mehr als vier Kilometer messende Komet seine Wirkung nicht. Als Größenvergleich sind auf dem Boden die Umrisse Wiens dargestellt. Diese Ansicht würde Knieriem dann doch wieder verunsichern. (Michael Vosatka, 10.5.2018)