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Öffentlich geht es tagtäglich darum, dass junge zierliche Frauen möglichst viele Kilo Nudeln in sich hineinstopfen.

Foto: AP Photo/Greg Baker

Nudeln sind in Japan eine große Sache. Es riecht aus allen Ecken nach Glutamat und Maggi-Rindsuppenwürfel. Auch die Würstelstände zwischen Tokio und Osaka werden nicht mit Käsekrainern, sondern mit Nudeltöpfen zwischen Udon und Ramen bestückt, in die man aber diverse panierte Magengutis zwischen Tintenfisch, Seetang oder einer Variation des guten alten Wiener Backfleisches einlegen kann.

Im öffentlichen Fernsehen äußert sich diese Liebe zum schnellen Schlürfen in Nudelshows im Hauptabend. Wer auf Takeshi's Castle oder härtere Showkämpfe wie das möglichst lange Halten der flachen Hand über offenem Feuer, eine Kieferoperation ohne Narkose oder eine versteckte Kamera zum Thema Autofahren mit ausgebauten Bremsen harrt, wartet bei den öffentlich-rechtlichen Sendern vergebens.

Das alles läuft im Bezahlfernsehen. Öffentlich geht es tagtäglich darum, dass junge zierliche Frauen möglichst viele Kilo Nudeln in sich hineinstopfen. Männer aus dem Publikum müssen für die Kandidatinnen bürgen. Wenn diese nach vier Kilo Nudeln versagen, müssen sich die Bürgen demütigen lassen und zehn Liegestütze machen, mit Transvestiten ein lustiges Duett singen oder sonst irgendwie das Gesicht verlieren. Man versteht kein Wort, aber das wird vom Publikum offenbar als sehr lustig empfunden.

Danach folgen politische Analysen vom ortsansässigen Hans Bürger. Sie werden zur Verdeutlichung der Sachverhalte mit Donald Trump und dem lustigen Dicken aus Nordkorea als Comicsfiguren illustriert. Der lustige Dicke wirft zuerst mit Raketen auf den lustigen Mann mit den unplausiblen Haaren. Hier täuscht sich die japanische Analyse eventuell.
(Christian Schachinger, 9.5.2018)