Mailand – Der einstige Staatsmonopolist, die Telecom Italia, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die vor 20 Jahre in die Wege geleitete Privatisierung erwies sich als Flop. Und die vor knapp drei Jahren erfolgte Beteiligung des französischen Großaktionärs Vivendi hat dazu geführt, dass der Aktienkurs nahezu halbiert wurde und die Schulden weiterhin zunahmen. Nun hat der Staat mittels der halbstaatlichen Beteiligungsholding Cassa depositi e prestiti (Cdp) knapp fünf Prozent an Telecom Italia erworben und will gemeinsam mit dem US-Hedgefonds Elliott (neun Prozent) den angeschlagenen Konzern wieder auf Trab bringen. Industrieminister Carlo Calenda ließ wissen, dass die Beteiligung keineswegs eine Teilverstaatlichung des Unternehmens bedeute, sondern ein Schritt zu einem breitgestreuten Aktionärskreis sei.

Zu Wochenbeginn hat die Hauptversammlung eine neue Governance ernannt, wobei von 15 Aufsichtsratmitgliedern nun zehn auf das ungleiche Gespann Cdp-Elliott entfallen. Der Vivendi-Konzern, der bislang zehn Mitglieder stellte, muss sich künftig mit fünf begnügen. Damit schwindet sein Einfluss auf Entscheidungen bei Telecom Italia. Zum Präsidenten wurde der 70-jährige Manager Fulvio Conti, Ex-Chef des Energiekonzerns Enel, ernannt.

Auslandsbeteiligungen verscherbelt

Telecom Italia hat zwar nahezu alle Auslandsbeteiligungen (darunter auch die Beteiligung an der Telekom Austria) sowie den Großteil seines Immobilienvermögens verscherbelt. Aber einen Schatz hat die Gesellschaft noch: das Festnetz. Und das hat nicht nur der italienische Staat, der das strategische Asset nicht aus der Hand geben will, quasi in letzter Minute erkannt.

Das Verbot der Franzosen, Vorzugsaktien in Stammaktien zu wandeln, wird nun aufgehoben. Und ihr Projekt, Telecom Italia gemeinsam mit Berlusconis Mediaset und Canal Plus zu einem europäischen Netflix-Konzern zu verbinden, ist gescheitert. Finanziell kann Vivendi aber noch profitieren: vom möglichen Kursanstieg und der Verwertung des Festnetzes. (tkb, 8.5.2018)