Keine Überraschung, aber doch ein dramatischer Moment: US-Präsident Donald Trump vernichtet das Herzstück der Diplomatie seines Vorgängers, den Atomdeal mit dem Iran. Barack Obama erschien es 2013, als die Verhandlungen begannen, wichtig, die akut erscheinende Gefahr einzudämmen, dass der Iran in Richtung nukleare Bewaffnung driftet. Und das hat der Atomdeal, mit all seinen Defekten, 2015 geleistet.

In der Umgebung Donald Trumps gab es bis vor kurzem Kräfte, die zwar Details des Atomdeals kritisierten, aber seinen unmittelbaren Wert schätzten: Außenminister Rex Tillerson und Sicherheitsberater H. R. McMaster. Deren Nachfolger Mike Pompeo und John Bolton konnten den Einfluss des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, "special relationship" hin oder her, leicht ausbalancieren.

Die Erwartung, dass alles bis ins Kleinste durchdacht und geplant ist, wenn ein US-Präsident solch eine wichtige sicherheitspolitische Entscheidung fällt, kann man sich, nüchtern gesagt, abschminken. Aber vielleicht klappt es ja: Die Bösewichte der Welt – nicht nur im Iran, sondern auch Nordkoreas Diktator Kim Jong-un – erstarren in Schrecken und tun, was der disruptive Herr im Weißen Haus erwartet. Und wenn nicht, dann werden die Sanktionen den Iran so zermürben, dass entweder das Regime aufgibt oder die Iraner und Iranerinnen dieses davonjagen. Und wenn auch das nicht klappt ... (Gudrun Harrer, 8.5.2018)