Die Schrift stand an der Wand, die Überraschung ist ausgeblieben. Donald Trump hat wahrgemacht, womit er immer wieder gedroht hatte, seit er im Juni vor drei Jahren an den Start des Rennens ums Weiße Haus ging.

Mit der Ankündigung, das Atomabkommen mit dem Iran zu kippen, hat er einst seinen Wahlkampf bestritten. So gesehen ist er sich treu geblieben. Auch nach 15 Monaten im Oval Office arbeitet er die Liste seiner Versprechen mit derselben sturen Entschlossenheit ab, mit der er sich vom Pariser Klimavertrag verabschiedete oder Zollhürden aufstellte – nur dass der neueste Alleingang noch folgenschwerer sein dürfte als die vorangegangenen. Wer auf Lerneffekte angesichts der Realität des Regierens gehofft hatte, sieht sich endgültig eines Besseren belehrt.

Der Ausstieg aus dem Deal zeigt ein Amerika, das den Rat seiner westlichen Verbündeten arrogant ignoriert. Er ist eine schallende Ohrfeige für die Europäer, die die Abmachung durch Nachbesserungen zu retten versuchten. Und zugleich ein demonstrativer Affront gegen den Brückenbauer Barack Obama.

Nicht nur dass Trumps Vorgänger um den Wert der transatlantischen Allianz wusste – ihn motivierte auch die feste Überzeugung, dass es gelingen könne, einen schwierigen Akteur wie Iran aus der Kälte zu holen. Das Prinzip des Wandels durch Annäherung, dem Obama im Umgang mit Teheran folgte: In den Augen Trumps ist es nichts als naive Gutgläubigkeit. Nur: Was der Brechstangenpolitiker im Oval Office nicht im Repertoire hat, sind vernünftige Alternativen. (Frank Herrmann, 8.5.2018)