Foto: APA/AFP/Kabodnov

Er kämpfte gegen Menschenhändler und Vergewaltiger, nun musste er selbst wegen Missbrauchsvorwürfen zurücktreten: Ein Bericht des "New Yorker" über Eric Schneiderman, den Generalstaatsanwalt von New York, schlug am Montag hohe Wellen in der US-Politik. Schneiderman galt als Verfechter der #MeToo-Bewegung, er ermittelte etwa gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein. Doch Schneiderman soll selbst Frauen geschlagen und genötigt haben. Das gaben vier ehemalige Partnerinnen im "New Yorker" an. Schneiderman bestreitet die Vorwürfe.

Aus echten werden Fake News

Der Fall sorgt für eine Flut an obskuren Theorien und zeigt, wie rasch reale Ereignisse in sozialen Medien zu Puzzlestücken einer großen Verschwörung gemacht werden. In den Reihen der Trump-Kritiker tat sich etwa die ehemalige britische Abgeordnete Louise Mensch hervor, die regelmäßig Falschmeldungen publiziert. Sie behauptete nun vor ihren 277.000 Twitter-Followern, dass #MeToo eine russische Verschwörungstheorie sei. Frauen, die über Missbrauch erzählen, könnten russische Agenten sein, die Trump-Gegner zu Fall bringen wollen, so Mensch.

#MeToo sei "vom Beginn an" ein russische Operation gewesen, so die Verschwörungstheoretikerin weiter. In der Vergangenheit hatte Mensch etwa Bernie Sanders unterstellt, selbst ein russischer Agent zu sein. Außerdem solle der "tiefe Staat" Trump längst abgesetzt haben. Menschs Theorien sind definitiv ins Reich der Fantasie zu verweisen, dennoch feuerte sie mit ihren Tweets eine heftige Debatte über #MeToo an.

Pizzagate

Aber auch auf der anderen Seite des politischen Spektrums sorgte Schneidermans Rücktritt für groteske Interpretationen. So flammte die "Pizzagate"-Verschwörungstheorie wieder auf, bei der behauptet wird, Hillary Clinton sei Teil eines Pädophilenrings. Die Vorwürfe seiner Ex-Partnerinnen sollen laut dieser Theorie belegen, dass Schneiderman selbst Teil eines Menschenhändlerrings gewesen sei.

Zirkulation nicht gestoppt

Die rasche Verbreitung der verschiedenen Falschmeldungen zeigt, dass große Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Twitter die Fake News-Problematik noch nicht im Griff haben. Facebook hatte nach der US-Präsidentschaftswahl angekündigt, die Zirkulation von Falschmeldungen einbremsen zu wollen. An den Haaren herbeigezogene Texte von Plattformen wie "Your News Wire" finden dennoch eine schnelle Verbreitung, berichtet etwa "Daily Beast". (red, 9.5.2018)