Ankara – Der Prozess gegen den Verteidiger des bis vor kurzem in der Türkei inhaftierten "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel ist vertagt worden. Der nächste Gerichtstermin sei der 4. Juli, sagte Yücel-Anwalt Veysel Ok am Mittwoch. Als Begründung habe das Gericht in Istanbul angegeben, es benötige mehr Zeit zur Untersuchung der Akte.

Eigentlich war für Mittwoch ein Urteil erwartet worden. Ok sagte, er rechne nun im Juli mit einer Entscheidung in dem Verfahren gegen ihn. Zunächst hatte die "Welt" darüber berichtet.

Die Staatsanwaltschaft fordert wegen des Vorwurfs der Justizbeleidigung bis zu zwei Jahre Haft für Ok. Hintergrund ist ein Interview mit der inzwischen eingestellten Zeitung "Özgür Düsünce" ("Freie Meinung") aus dem Jahr 2015, in dem Ok kritisiert hatte, dass die Gerichte in der Türkei nicht unabhängig seien. Ok weist die Vorwürfe der Beleidigung zurück.

Er ist Verteidiger des "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel, der bis zu seiner Freilassung im Februar ein Jahr in der Türkei inhaftiert war. Yücel reiste nach seiner Entlassung aus der U-Haft aus. Das Verfahren gegen ihn wegen Terrorpropaganda und Volksverhetzung läuft jedoch weiter. (APA, 9.5.2018)