Kaum eine Fahrzeuggattung spaltet die Gemüter so sehr wie Cabrios. Gut, SUV sind da auch gut im Rennen, aber heute reden wir einmal über die Autos mit dem abnehmbaren Dach.
Für die einen ist es unvorstellbar, dass man nicht von einem Cabrio träumt. Denn ein Cabrio, das ist Freiheit, das steht für Wohlstand. Mit dem Cabrio fährt man, wenn der Weg das Ziel ist, und nicht, wenn man eh schon beim Wegfahren weiß, dass man schon wieder zu spät zu seinem Termin kommt.
Anderen geht es gar nicht so sehr darum, zu zeigen, dass man hat und dass man kann, sondern da geht es um Autofahren pur. Hubraum trifft Luftraum. Gerade bei Amischlitten gehört es für manch einen zum guten Ton, dass man das Fetzendach aufmachen kann.
Apropos Fetzendach. Können Sie sich noch an die Festdach-Cabrios erinnern? Die Mode hielt nur kurz an, löste aber einen regelrechten Cabrio-Boom aus. Denn mit dem Festdach kombinierte man den Komfort eines Coupés mit der Möglichkeit, die wenigen Tage im Jahr, wo man offen fahren kann, das dann auch zu tun.
Die Festdach-Cabrios haben aber einen Nachteil, der bei Fetzendachln nicht so dramatisch ist. Nein, es geht nicht um das hohe Fahrzeuggewicht und die geringere Steifigkeit der Karosserie, sondern darum, dass sie mit geschlossenem Dach oft zum Fürchten schirch sind.
Und wie sehen wir sie die meiste Zeit? Genau. Geschlossen. Weil wenn man sich erst einmal ein Cabrio für den Alltag gekauft hat, ist es mit der Romantik des offenen Fahrens schneller vorbei als der Hometrainer im Wohnzimmer zum Kleiderständer verkommt. Und jeder von uns weiß, wie schnell das geht.
Es kann das Cabrio also noch so ausgefallen sein – denken wir an den Beetle Dune – wenn es als einziges Auto im Haushalt für alle Wege herhalten muss, ist es bald nur ein Käfer, Golf, Focus oder 3er.
Ein Ausreißer in jedem Belang ist da sicher der Mazda MX-5, der weltweit meistverkaufte Roadster. Egal ob man den als einziges Auto oder Zweitfahrzeug hat, mit dem scheint jeder glücklich zu sein. Vergleichsweise günstig bei der Anschaffung und im Unterhalt besticht er mit Langlebigkeit und vor allem jeder Menge Fahrspaß. Zudem liegt dem Fetzendach keine komplizierte Mechanik zu Grunde, sondern der Fetzn ist tatsächlich in drei Sekunden offen oder zu. Da fährt man dann auch gerne Kurzstrecken offen.
Egal ob kurz oder lang, in einem Supersport-Cabrio ist die Welt sowieso immer eine heile, bis man mit dem Ding einmal in die Werkstatt fährt oder einen Kredit für neue Bremsen oder Reifen braucht. So ein Auto ist wahrer Luxus. Denn nicht einmal die Sportgene verkörpert der Wagen richtig gut.
Und das ist es auch, was die Gegner anführen: Teuer, schwer, weich, und entweder brauch ich was am Kopf, oder ich bin nach drei Minuten gschoddert wie ein Uhu nach einem heftigen Sturm. "Wenn ich Autofahren des Autofahrens Willen möchte, greif ich zu einem Sport-Coupé", heißt es da.
Wie sehen Sie das? Träumen Sie von einem Cabrio? Besitzen Sie gar eines – fahren Sie es dann offen? Wie geht es Ihnen damit? Oder sind Cabrios nur eine sinnlose Verschwendung von Ressourcen, mit denen man dann auch noch Wege fährt, die man sich ohne besonderes Auto sparen würde? Sind Sie von Cabrios geheilt? Oder würden Sie sofort eines kaufen, wenn die Umstände passen? Welches denn? (Guido Gluschitsch, 11.5.2018)