Kabul – Zwei Selbstmordanschläge radikalislamischer Extremisten haben in der afghanischen Hauptstadt Kabul mindestens 25 Menschen das Leben gekostet. Bei den Anschlägen am Mittwoch seien fünf Polizisten, ein Wachmann und zehn Zivilisten umgekommen, teilten das Innen- und das Gesundheitsministerium am Donnerstag mit.

Auch vier Selbstmordattentäter der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und fünf Kämpfer der radikalislamischen Taliban seien getötet worden, hatte Polizeisprecher Hashmatullah Stanikzai am Vorabend gesagt. Extremisten der beiden Organisationen hatten fast zeitgleich, aber unabhängig voneinander in zwei Stadtteilen Polizeiwachen angegriffen.

Der IS bekannte sich über sein Sprachrohr Amaq zu dem Anschlag auf die Polizeiwache im Schiitenviertel Dasht-e Barchi im Westen Kabuls, die Taliban zu dem Angriff im zentralen Stadtteil Shar-e Nav. Beide Organisationen rivalisieren miteinander. Mindestens 28 Menschen erlitten Verletzungen.

Neunter größerer Anschlag

Die Angriffe vom Mittwoch waren der neunte größere Zwischenfall in Kabul seit Jahresbeginn. Damit kamen seit Jänner in der Hauptstadt fast 300 Menschen ums Leben, mehr als 500 wurden verletzt. Erst am 30. April waren bei einem Doppelanschlag des IS in Kabul 25 Menschen umgekommen, darunter neun Journalisten.

Ebenfalls am Mittwoch wurden bei einem anscheinend fehlgeleiteten Luftangriff in der Provinz Badghis im Westen des Landes sechs Polizisten getötet. Der Angriff habe wohl den Taliban gegolten, sagte ein Mitglied des Provinzrates. Unklar war zunächst, ob es sich um ein Flugzeug des US-Militärs oder der afghanischen Luftwaffe handelte.

Bezirk zurückerobert

Im Norden Afghanistans konnten Sicherheitskräfte indes am Donnerstag einen Bezirk von den Taliban zurückerobern. Fast 100 Kräfte im Dienste der Regierung seien am Boden und in der Luft im Einsatz gewesen, um die Extremisten aus einem Bezirk der Provinz Faryab zu vertreiben, sagte ein Sprecher der Provinzregierung. Die Taliban hatten demnach erst am Dienstag das Verwaltungszentrum des Bezirks Bulchiragh eingenommen.

Seit dem Ende der NATO-Kampfmission Ende 2014 verüben die radikalislamischen Extremisten verstärkt Anschläge auf afghanische Regierungsziele oder Sicherheitskräfte, um ihre Macht wieder auszuweiten. Sie hatten bis zur US-geführten Intervention 2001 sechs Jahre lang weite Teile Afghanistans unter ihrer Kontrolle. Während ihrer alljährlichen Frühjahrsoffensive, die diesmal am 25. April begann, greifen sie verstärkt an. Auch der IS hat längst Fuß in dem Land gefasst und verübt Anschläge. (APA, 9.5.2018)