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Emmanuel Macron hatte bis zuletzt versucht, US-Präsident Donald Trump von einem Ausstieg aus dem Atomdeal abzubringen. Vergeblich.

Foto: REUTERS/Joshua Roberts

Emmanuel Macron hatte bis zum Schluss versucht, den amerikanischen Präsidenten Donald Trump von seinen Iran-Plänen abzubringen: Noch am Dienstag hatte er ihn in dieser Angelegenheit – erfolglos – angerufen. Nachdem sich der französische Staatschef bei seiner jüngsten US-Staatsvisite als privilegierter Partner der US-Administration inszeniert hatte, spürt er nun die Grenzen seines Einsatzes: Schulterklopfende Herzlichkeit, wenn nicht gar Anbiederung an den US-Präsidenten hat nicht mehr bewirkt als die spürbare Distanz europäischer Regierungen gegenüber Trump. Der Amerikaner fährt seinen Kurs offensichtlich unbeirrt von den französischen Anregungen.

Macron setzt seine Anstrengungen indessen fort, obwohl seine Stimme weniger weit trägt als erhofft. Die Aufkündigung des iranischen Atomabkommens verurteilte er deutlich. Nach den Militärschlägen Israels gegen iranische Stellungen in Syrien forderte er zusammen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel eine "Deeskalation".

Mehrere Telefonate

Mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani führte der französische Präsident ein einstündiges Telefongespräch, mit der britischen Ministerpräsidentin Theresa May und Merkel eine Konferenzschaltung. Den russischen Präsidenten Wladimir Putin will er am Freitag anrufen.

Macrons Ziel ist es, das Atomabkommen zwischen Iranern und Europäern aufrechtzuerhalten. Dies macht aber letztlich nur Sinn, wenn sich die europäischen Firmen nicht wegen der US-Sanktionen aus dem Iran zurückziehen. Der französische Energiekonzern Total hofft wie schon früher auf eine Sondergenehmigung der Amerikaner, um das iranische Gasfeld South Pars wie 2017 vereinbart ausbeuten zu können. Sicher ist das allerdings nicht.

Auch andere französische Unternehmen wie die Hotelgruppe Accor sowie die Autohersteller PSA (Peugeot, Citroën) und Renault, die im Iran massiv investieren, befürchten amerikanische Bußen, da sie ihre Geschäfte entweder in Dollar abwickeln oder auf den US-Markt angewiesen sind. Den iranischen Markt zu verlassen, wäre für sie das kleinere Übel. Damit entfiele aber der Anreiz für die iranischen Behörden, sich allein gegenüber den Europäern an das Atomabkommen zu halten. Wie immer man es dreht, hat Macron im Nahen und Mittleren Osten schlechte Karten. (Stefan Brändle aus Paris, 10.5.2018)