Joey Salads versucht, seine "Terror-Streiche" als "soziales Experiment" zu verkaufen.

Foto: Youtube/Joey Salads

Bärtige Männer in schwarzer Kleidung stürmen durch ein Einkaufszentrum in Teheran. Sie sind miit Säbeln und Gewehren bewaffnet und schreien "Allahu akbar". Besucher stürmen schreiend davon. Andere wiederum haben das Kamera-Team entdeckt und filmen auf ihren Handys die Szene mit. Was aussieht, wie ein Anschlag des "Islamischen Staates" (IS), entpuppt sich als Marketingaktion für einen Film namens "Damascus Time".

Eine Marketingaktion, für die sich der Regisseur später entschuldigen wird. Doch sie ist kein Einzelfall, berichtet der Guardian. Youtuber mit Millionenpublikum haben bereits Terroranschläge gefakt. Das Phänomen hat hohe Reichweite und bringt der Videoplattform zunehmend Kritik ein.

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Panik für Klicks

Das Schema ist oft ähnlich. Männer, gekleidet in stereotypische "arabische" Kleidung, gehen auf Unbekannte zu, lassen ein Paket, einen Koffer oder eine Rucksack fallen und schreien "Allahu akbar". Die Opfer stürmen davon, brechen in Tränen aus, springen von Booten oder urinieren sich an – so geschehen bei einem Fake-Anschlag in einer öffentlichen Toilette.

Oft sind es junge Amerikaner, die mit diesen "Pranks" nach Klicks fischen. Zu den bekanntesten Vertretern gehört "Joey Salads", der einst als Pizzabote arbeitete und zum Social-Media-Phänomen geworden ist. Er bezeichnet seine "Scherze" als "soziale Experimente". Dazu führt er sie zwei Mal durch, wobei beim zweiten Mal anstelle eines Klischee-Arabers ein Mann in westlicher Kleidung auftritt, der "Lobet Jesus" statt "Allahu Akbar" schreit. Dass die Ergebnisse recht unterschiedlich ausfallen, dürfte freilich auch Menschen ohne wissenschaftlichem Hintergrund nicht verwundern.

Antiterror-Einheit nahm Youtuber in Gewahrsam

Mitunter produzieren die Youtuber auch noch extremeren Content. Arya Mosallah ging etwa vor laufender Kamera auf unbedarfte Passanten zu, unterhielt sich mit ihnen und schüttete ihnen plötzlich eine Flüssigkeit ins Gesicht. Dabei ließ er sie glauben, es handle sich um Säure. Er entschuldigte sich später.

Die australischen Jalal-Brüder inszenierten gar eine Serie von Terrorangriffen, wobei sie in einem Auftritt sogar mit der Nachbildung eines Maschinengewehrs auf ein kleines Kind zielten. Das brachte ihnen eine Verhaftung durch eine Antiterror-Einheit der Polizei ein. Sie erklärten später, dass der Anschlag gestellt war und alle Beteiligten Bescheid gewusst hatten.

Joey Salads

Videoplattform oft untätig

Youtube allerdings löscht solche Videos nach einer Meldung oft nicht, obwohl gefakte Terrorangriffe zahlreiche Gefahren bergen. So könnte ein Polizeieinsatz oder eine Abwehrreaktion Verletzte oder gar Tote fordern. Auch bei der Flucht können sich potenziell Personen verletzen, hinzu kommen Gefahren durch körperliche Reaktionen auf eine Panikattacke und auch mögliche psychische Folgen – insbesondere für Menschen, die eine ähnliche Situation bereits durchlebt haben

Laut Youtube verstoßen die gefährlichen "Streiche" nicht gegen die Richtlinien. Sam Pepper, der ebenfalls Gewaltakte lebensecht gestellt hatte, erklärt, dass der Druck in der "Pranking-Community", sich gegenseitig zu überbieten, immer größer würde, was das Problem verschärft. Nach wie vor tauchen regelmäßig neue Videos dieser Art auf. Eine Reaktion der Behörden ist dabei wahrscheinlicher, als eine der Youtube-Moderatoren. (red, 11.05.2018)