Einzelbilder aus dem Video: Links die Originale, in der Mitte und rechts die mit verschiedenen Methoden erzielten Rekonstruktionen.
Illustration: Botella-Soler et al.

Wien/Klosterneuburg – Aus Netzhaut-Signalen von Ratten haben Forscher des Institute of Science and Technology (IST) Austria ein Video rekonstruiert. Den Tieren waren Filme vorgeführt worden, in denen Scheiben zufällig über den Schirm wanderten. Diese Bewegung ließ sich anschließend aus den aufgezeichneten Signalen von 100 Neuronen aus der Netzhaut erstaunlich exakt wiedergeben, berichtet das Team um Gasper Tkacik im Fachblatt "Plos Computational Biology".

In der Netzhaut von Säugetieren verwandeln Neuronen die einfallenden Lichtmuster in elektrische Signale, die dann an das Gehirn weitergeleitet werden. Welche Art von Informationen die Signale übertragen, ist allerdings nicht klar. Auskunft darüber erhoffen sich die Wissenschafter von der Rekonstruktion der Lichtmuster aus diesen Signalen.

Höherer Komplexitätsgrad

Bisher hat man nach Angaben des Instituts in Klosterneuburg für eine solche Dekodierung nur einfache Stimuli und nur weniger als 50 Netzhaut-Neuronen verwendet. Vicente Botella-Soler vom IST und seine Kollegen entnahmen einer Ratte die Netzhaut und zeichneten die elektrischen Signale von jedem von rund 100 Neuronen auf, die diese beim Betrachten kurzer Filme erzeugten.

Tkacik beschäftigt sich in seiner Arbeit mit der Informationsverarbeitung in lebenden Systemen. Mit Hilfe dieser Methoden konnte der Film Bild für Bild und Pixel für Pixel rekonstruiert werden. Die Forscher zeigten dabei unter anderem, dass jene Methoden, die spontane neuronale Signale ignorieren können, höhere Genauigkeit in der Rekonstruktion lieferten.

Die Erkenntnisse könnten den Weg zu verbesserten Methoden zur Rekonstruktion von Lichtmustern aus Neuronensignalen ebnen. Zudem sollen sie helfen zu klären, was verschiedene Arten von Netzhautneuronen tun und warum sie benötigt werden. (APA, red, 11. 5. 2018)