Franziska Tobler (Eva Löbau, links) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) sind auf dem Hof der Böttgers eingetroffen, um die Familie zu befragen. Dazu gehört auch Mechthild (Janina Fautz), die jüngere Schwester der toten Sonnhild.

Foto: ORF/ARD/Benoît Linder

Wer alte Obstsorten hegt und pflegt, die Früchte behutsam erntet, hernach in Holzsteigen zum Markt bringt, der kann kein schlechter Mensch sein. Gut, die groben Wollpullis und die unförmigen Kittel sind vielleicht ein klein wenig merkwürdig, und das strikte Handyverbot ist nicht ganz zeitgemäß.

Aber die Biobauern vom Böttgerhof im Schwarzwald, die sind eben heimatverbunden und nehmen ihre Sache ernst, meint Kommissar Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) am Sonntag im Tatort Sonnenwende bewundernd. Da er die Familie gut kennt, geht ihm der Tod der Tochter Sonnhild sehr nahe – während sich Kollegin Franziska Tobler (Eva Löbau) den distanzierten Blick bewahrt.

Handlung verliert zugunsten der dichten Atmosphäre

Das ist auch gut so, denn so sieht sie alsbald, dass die junge Frau an einer falschen Diabetesbehandlung gestorben ist und das Bioreich ein recht braunes ist. Der Verlobte gehört einer Heimatschutzstaffel an, die kleinen Geschwister der Toten malen allerliebste Bildchen von starken Wikingern, die Flüchtlinge im Meer aber nicht retten, sondern töten wollen.

Auch im zweiten Fall zeigt der Schwarzwald wieder viel Wald, viel Schwarz und Düsternis. Der österreichische Regisseur Umut Dag zeichnet in der erforderlichen Langsamkeit ein verstörendes Bild von Neonazi-Strukturen auf dem Land.

Doch leider ist auch dieser Tatort nicht länger als 90 Minuten, und so verliert die Handlung zugunsten der dichten Atmosphäre. Dabei geht es gar nicht um die Mörderjagd, die Story ist ohnehin klar.

Aber da liegen – von Rechtsextremen, die Schulen unterwandern, bis zu Vertuschung für das "Staatswohl" – noch so viele lose Fäden auf dem Tisch, deren nähere Betrachtung schon interessant gewesen wäre. (Birgit Baumann, 12.5.2018)