Leipzig – Der infektiöse Pilz Batrachochytrium dendrobatidis – besser bekannt als Chytridpilz oder kurz "Bd" – gilt als eine der wichtigsten Ursachen für das weltweite Amphibiensterben. Er nistet sich in der Haut von Amphibien ein, stört die Hautatmung seiner Opfer, bringt ihren Stoffwechsel durcheinander – und vernichtet so in kürzester Zeit ganze Bestände.

Nun berichtet ein Forscherteam aus rund 40 Instituten im Fachmagazin "Science", wo die Plage ihren Ursprung genommen hat. Genanalysen führten die Forscher zum Schluss, dass der Ahn der besonders gefährlichen Pilzlinie BdGPL (Global Panzootic Lineage) vor 50 bis 120 Jahren auf der koreanischen Halbinsel entstanden ist. Mehr als 500 Amphibien-Arten habe diese Variante bisher infiziert. In Versuchen habe sie sich nicht nur als besonders ansteckend, sondern auch als besonders tödlich erwiesen.

Wo sich der Chytridpilz ausbreitet, folgt ihm der Massentod – hier die Opfer einer Ausbreitungswelle in den französischen Wellen.
Foto: Dirk S. Schmeller

"Von den knapp 8.000 bekannten Amphibienarten sind bereits mindestens 120 durch den Pilz ausgelöscht worden. Er ist der Sargnagel für die Amphibien", sagte der an der Studie beteiligte Biologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, Dirk Schmeller. Durch den Handel seien zudem neue besonders gefährliche Linien entstanden. Das könne sich künftig noch beschleunigen.

Da der Handel mit Amphibien der wichtigste Verbreitungsweg ist, sei ein komplettes Verbot der einzige Ausweg. "Sonst werden immer neue Bd-Linien geschaffen", warnte Schmeller. Neue Erreger könnten Resistenzen umgehen, die einige Arten gegen Bd zu entwickeln scheinen. So hatten Wissenschafter entdeckt, dass in Panama einige Amphibien eine gewisse Immunität gegen den Pilz entwickelt hatten. "Diese erfreuliche Entwicklung könnte eine neue Pilzvariante aber sehr rasch wieder zunichte machen", betonte Schmeller.

Zoos könnten bei einem Handelsverbot mit dem bereits vorhandenen Bestand zurechtkommen. Der Biologe hat aber auch die zunehmende Privathaltung von Amphibien im Blick: "Die Tiere werden privat nicht immer richtig gehalten und können fliehen. Und ist der Erreger erst einmal in der Natur, ist er nur sehr, sehr schwer zu bekämpfen." (APA, red, 14. 5. 2018)