Das Interesse an der ersten Wahl seit dem militärischen Sieg über den IS war gering.

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Bagdad – Bei der ersten Parlamentswahl im Irak nach dem militärischen Sieg gegen die IS-Terrormiliz liegt nach Reuters-Informationen die Liste von Regierungschef Haider al-Abadi offenbar in Führung. Dahinter liege die Allianz des einflussreichen schiitischen Predigers Moktada al-Sadr, hieß es am Sonntag aus der Wahlkommission und aus Kreisen der Sicherheitskräfte unter Berufung auf inoffizielle erste Auszählungsergebnisse.

Ergebnis am Montag

Die Iraker hatten am Samstag erstmals seit dem Sieg über die Extremistenmiliz IS ein neues Parlament gewählt. Das endgültige Resultat wird frühestens für Montag erwartet.

Die Wahl wurde von vielen Bürgern und Bürgerinnen ignoriert: Nicht einmal die Hälfte der Wahlberechtigten beteiligte sich am Urnengang.

Wie die Wahlkommission am Samstagabend in Bagdad mitteilte, lag die Wahlbeteiligung bei 44,52 Prozent und damit so niedrig wie noch nie seit dem Sturz von Machthaber Saddam Hussein im Jahr 2003.

"Immer dieselben Politiker"

Bei der ersten Wahl nach Saddams Sturz hatte die Beteiligung noch 79 Prozent betragen, fünf Jahre später bei der Wahl 2010 waren es 62,4 Prozent gewesen und 2014 zumindest 60 Prozent. Dieses Mal beklagten viele Wähler, dass seit Jahren immer die selben Politiker anträten.

Viele Iraker machen Ministerpräsident Haider al-Abadi für die weit verbreitete Korruption im Land verantwortlich. Der jedoch präsentiert sich als Verfechter einer Politik des Ausgleichs zwischen Schiiten und Sunniten sowie zwischen Teheran und Washington.

Herausforderer

Die "Siegesallianz" al-Abadis wurde herausgefordert von den beiden ebenfalls schiitischen Blöcken von Ex-Regierungschef Nuri al-Maliki und dem Milizenführer Hadi al-Ameri. Obwohl viele Iraker al-Maliki für die verheerende Niederlage der irakischen Armee gegen die IS-Miliz im Sommer 2014 verantwortlich machen, hat er weiter einen gewissen Rückhalt.

Al-Ameri gilt vielen Irakern wegen seiner Rolle im Kampf gegen die Jihadisten als Kriegsheld. Der frühere Verkehrsminister, der eng mit den iranischen Revolutionsgarden verbunden ist, fordert den kompletten Abzug der US-Soldaten und wendet sich gegen al-Abadis vorsichtige Außenpolitik, die die enge Bindung zum Iran durch eine Annäherung an dessen Rivalen Saudi-Arabien auszugleichen versucht.

Die Wahl verlief ohne größere Zwischenfälle. Medien und Beobachter berichteten aber von Problemen bei der Abstimmung. Demnach öffneten Wahllokale zu spät. An mehreren Orten sei es zu Ausfällen des neu eingeführten elektronischen Wahlsystems gekommen.

Ministerpräsident Haidar al-Abadi hatte im vergangenen Dezember den Sieg über die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verkündet. Nach den Kämpfen gegen die Extremisten sind große Teile des Iraks zerstört. Hunderttausende sind noch immer vertrieben. Unter den Menschen ist Politikverdrossenheit weit verbreitet, unter anderem eine Folge der ausufernden Korruption im Land. (APA, 12.5.2018)