CT-Aufnahme der Tiere. Beide Hälse waren vollständig entwickelt.

Foto: University of Georgia

Pilzsucher im US-Bundesstaat Minnesota haben eine extrem seltene Entdeckung gemacht: Sie stießen auf ein Hirschkalb der Art Odocoileus virginianus (Weißwedelhirsch), das augenscheinlich zwei Köpfe besitzt. Tatsächlich handelt es sich um siamesische Zwillinge, wie Wissenschafter der University of Georgia mitteilten. Die Tiere wurden zwar tot geboren, waren zum Zeitpunkt der Geburt aber bereits vollständig entwickelt – damit sei der Fund einzigartig.

Vollständig entwickelt, aber nicht lebensfähig: Siamesische Weißwedelhirsch-Zwillinge.
Foto: University of Georgia

Umfangreiche Analysen

"Das ist wirklich eine extreme Seltenheit", sagte der Biologe Gino D'Angelo, der nun gemeinsam mit Kollegen eine Studie zum Thema im "American Midland Naturalist" veröffentlicht hat. Die einzigen anderen bekannten Fälle solcher Fehlentwicklungen bei Hirschen seien nicht über das Embryonalstadium hinausgekommen. "Wir können nicht einmal schätzen, wie rar so etwas bei Wildtieren ist", so D'Angelo.

Die Forscher führten umfangreiche Untersuchungen an den Kälbern durch, die den Angaben zufolge bereits 2016 gefunden worden waren. Scans mittels Computertomographie und Magnetresonanztomographie bestätigten, dass die Tiere zwei normal ausgeprägte Hälse und Köpfe hatten. Ansonsten steckten sie aber in einem Körper. Sie wiesen gesunde Beine, normales Fell und sogar eine "fast perfekte Musterung" auf, so die Forscher.

Nicht lebensfähig

Laboruntersuchungen der Lungen zeigten, dass die Kälber nie geatmet haben – also tot geboren wurden. Zudem zeigte sich, dass sie zwei Milzen und zwei Magen-Darm-Trakte sowie eine missgebildete Leber hatten. Auch zwei Herzen hatten sich gebildet, aber nur ein Herzbeutel. "All das zeigt, dass die Tiere nie lebensfähig gewesen wären", sagte D'Angelo. "Es deutet aber alles darauf hin, dass die Hirschkuh nach der Geburt noch versucht hat, sich um sie zu kümmern." Die Kälber waren bei ihrer Entdeckung sauber und trocken.

Siamesische Zwillinge sind bei Wildtieren sehr selten. Wie die Forscher berichten, finden sich in der wissenschaftlichen Literatur überhaupt nur 19 bestätigte Fälle. Bei domestizierten Tieren, etwa Schafen und Kühen, kommt es hingegen häufiger zu solchen Fehlentwicklungen. Die genauen Ursachen dafür sind nicht vollständig geklärt. (dare, 14.5.2018)