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Das Testgelände Punggye-ri auf einem Satellitenbild von Ende März.

Foto: Airbus Defense and Space/38 North via AP

Pjöngjang/Wien – Bis zum "großen Ereignis" dauert es zwar noch eine Woche: Doch schon vor der offiziellen Schließung des Atomtestgeländes Punggye-ri hat Nordkorea Teile der militärischen Anlage stillgelegt. Das geht aus öffentlich verfügbaren Satellitenbildern hervor, die die Nordkorea-Analyseplattform 38 North am Dienstag präsentiert hat. Demnach sind mehrere Häuser und eine Schienenanlage entfernt worden, die bei den bisherigen Nukleartests zum Einsatz gekommen waren.

Pjöngjang hat für kommende Woche zwischen Mittwoch und Freitag eine öffentlichkeitswirksame Stilllegung der Anlage angekündigt. Dann sollen Reporter aus Südkorea, den USA, Russland, China und Großbritannien dabei sein und filmen, wenn Atomtunnel "durch Sprengungen zum Einsturz gebracht" und anschließend versiegelt werden. Nordkorea hofft dabei auch auf Bilder, die sich möglichst weit verbreiten und der Welt den Willen zur nuklearen Abrüstung beweisen sollen.

Noch viele Bomben vorhanden

Ob die Stilllegung der Anlage aber wirklich als Beweis für die neue Friedfertigkeit der Kim-Diktatur gelten kann, steht infrage: Zum einen, weil nicht ausgeschlossen ist, dass Nordkorea über weitere Atomtestgelände verfügt. Zum anderen, weil noch immer chinesische Berichte im Raum stehen, laut denen Punggye-ri seit dem letzten Test im September 2017 unbrauchbar ist.

Und schließlich, weil mit dem Abbau die Gefahr noch nicht gebannt ist, die von den bereits existierenden Atomwaffen ausgeht. Zumindest ein Dutzend, nach manchen Schätzungen bis zu 60, soll das Land noch besitzen. Wie Pjöngjang die "komplette nukleare Abrüstung der Koreanischen Halbinsel" bewerkstelligen will, auf die man sich in den Gesprächen mit Seoul geeinigt hat – dafür gibt es noch immer keinen Plan, der öffentlich erörtert worden wäre.

Plan ohne Kontrolle

Dieser wird aber für eine Einigung mit den USA nötig sein, wenn sich Machthaber Kim Jong-un Mitte Juni in Singapur mit US-Präsident Donald Trump trifft. Zumindest bis vor kurzen galt es in Washington jedenfalls als ausgeschlossen, dass sich die USA auf einen Plan einlassen könnten, der nicht internationale und wasserdichte Abrüstungskontrollen beinhaltet. Doch bei Trump, der einen Erfolg dringend braucht, ist man bekanntlich nie sicher. (Manuel Escher, 15.5.2018)