Auf den ersten Blick wirken die Vertreter der Beuteltiergattung Antechinus recht unscheinbar. Die auch Breitfuß-Beutelmäuse genannten Tiere, die nur in Australien, auf Tasmanien und Neuguinea leben, sehen aus wie etwas größere Spitzmäuse. Dass sie im Vergleich zu diesen, wie der Name schon vermuten lässt, breite Füße mit großen Ballen haben und dadurch gute Kletterer sind, ist aber längst nicht die außergewöhnlichste Eigenschaft dieser Tiere.

Antechinus argentus, die Silberfarbene Breitfußbeutelmaus, ist eine von 15 in Australien lebenden Arten der Gattung Antechinus.
Foto: Gary Cranitch/Queensland Museum

Die kuriose Besonderheit der kleinen Raubbeutler ist, dass alle Männchen nach der Fortpflanzung sterben – sie paaren sich im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode. Die Männchen stehen während der kurzen Paarungszeit unter einem derartigen Druck, sich mit so vielen Weibchen wie möglich zu paaren, dass sie sich binnen kürzester Zeit völlig verausgaben.

Zombies auf Partnersuche

Denn weibliche Breitfuß-Beutelmäuse sind nur wenige Tage im Jahr empfängnisbereit und suchen in diesem kurzen Zeitfenster so viele Sexualpartner wie möglich. Die Männchen, die eigentlich nachtaktiv sind, irren dann tagelang auf der Suche nach Partnerinnen umher und kopulieren bis zu 14 Stunden am Stück. Das geht an die Substanz: Wie Biologen herausfanden, erhöhen sich in dieser Zeit das Testosteron-Level und die Stresshormon-Ausschüttung der Beutler so dramatisch, dass ihr Immunsystem zusammenbricht.

Die Schwarzschwanz-Breitfußbeutelmaus (Antechinus arktos) wurde 2014 erstmals beschrieben.
Foto: gary cranitch/queensland museum

"Am Ende sind sie wie Zombies", sagt Andrew Baker von der Queensland University of Technology, der seit Jahren zu Breitfuß-Beutelmäusen forscht. "Sie stolpern blutend und mit ausgefallenen Haaren wie ferngesteuert durch die Gegend, immer noch auf der Suche nach neuen Sexualpartnern." Die Folgen sind Organversagen und der Tod – noch ehe die neue Generation der Breitfuß-Beutelmäuse das Licht der Welt erblickt. Für kurze Zeit besteht die gesamte Population ausschließlich aus Weibchen.

Schrumpfende Populationen

Wie Baker nun berichtet, sind zumindest zwei Arten akut vom Aussterben bedroht: Antechinus arktos und Antechinus argentus, die beide erst in den vergangenen Jahren entdeckt wurden, kommen nach bisherigem Wissensstand nur in drei begrenzten Arealen im australischen Queensland vor. Ihre Populationen dürften kaum noch mehr als jeweils 250 Tiere – Männchen und Weibchen – umfassen. Dem Forscher zufolge dürfte ihr Bestand innerhalb weniger Jahrzehnte auf ein Zehntel geschrumpft sein. Die australische Regierung hat die Tiere nun als gefährdet eingestuft.

TheQUTube

"Australien hat die weltweit schlimmste Aussterberate von Säugetieren. Wir müssen dringend Maßnahmen ergreifen", so Baker. Die Folgen des Klimawandels bringen die Beutler zunehmend unter Druck: Ihr Lebensraum wird immer kleiner, die Nahrungsressourcen immer spärlicher. Auch verwilderte Hauskatzen sind ein wachsendes Problem. Schrumpfen die Populationen weiter, droht den Tieren zudem ihr extremes Fortpflanzungsverhalten zum Verhängnis zu werden.

Baker fordert bessere Schutzmaßnahmen und neue Forschungsprojekte, um mehr über die Lebensweise der Tiere herauszufinden und mögliche Rettungsstrategien zu entwickeln: "In Australien sind schon so viele Säugetiere verschwunden – es wäre eine Tragödie, auch diese Arten so kurz nach ihrer Entdeckung zu verlieren." (dare, 20.5.2018)