Seit dem "Teufelsgeiger" Paganini und dem Tastenpriester Liszt wurden etliche Virtuosen mit dem Prädikat "diabolisch" versehen. Auf wohl niemanden wurde es jüngst aber so häufig angewandt wie auf Daniil Trifonov. Sein Klavierspiel wirkt tatsächlich wie besessen, seine Gestik ist voller Zuckungen – doch hat all dies eine unmittelbare Funktion für den Klang.

Voller Attacke war sein Einsatz bei Sergej Prokofjews 3. Klavierkonzert, dessen Kaskaden er glasklar konturierte, die Läufe akzentdurchsetzt strukturierte und das Ganze eigentümlich zum Glühen brachte. Ein Hauch von Überdrehtheit haftet ihm dann zwar doch an, sodass man stets neben dem Stück doch vor allem Trifonov hört (und sieht!).

Seine lustvolle Übersteigerung und Zuspitzung passt natürlich nicht schlecht zu Prokofjews beißendem Tonfall. Auch bei der Zugabe zeigt sich dies (also dem zweiten Stück aus dem Zyklus Sarkasmen).

Dienende Rolle

Dirigent Daniele Gatti sah sich da am Pult seines Concertgebouworchester Amsterdam eher in die dienende Rolle gedrängt, um das orchestrale Räderwerk mit den Volten des Solisten zusammenzuhalten.

Nach der Pause widmet er sich dann mit gelassener Konzentriertheit Mahlers Erster Symphonie: Die Herausforderung des 1. Satzes, von der Stille und den Naturlauten zu volksliedhaftem Vorpreschen zu finden, blieb dabei zwar als solche zu erkennen. Ansonsten trafen Dirigent und Orchester Tempo und Tonfall aber gut.

Zwischentöne

"Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten", meinte der seinerseits von seinen Zeitgenossen oft als diabolisch gesehene Komponist selbst. Und die Zwischentöne, etwa das charakteristische leichte Glissando der Streicher oder die kleinen Tempoveränderungen, gingen den Musikern leicht von der Hand.

Da fielen die kleinen unbeabsichtigten Eintrübungen der sonst exzellenten Bläser kaum ins Gewicht. Und bei der fulminanten Apotheose des Finales waren sie ohnehin schon längst vergessen. (daen, 15.5.2018)