Matabele-Ameisen tragen eine erbeutete Termite zurück ins Nest – oft nicht auf den direktesten, dafür aber auf den schnellsten Wegen.

Foto: Erik Frank

Würzburg – Wenn Ameisen es eilig haben, nehmen sie nicht automatisch den kürzesten Weg. Ganz so wie moderne Navis in unseren Fahrzeugen bringt ihr internes Navigationssystem die Insekten bisweilen schneller ans Ziel, indem es sie Umwege laufen lässt, wie deutsche Wissenschafter nun herausgefunden haben.

Die afrikanischen Matabele-Ameisen (Megaponera analis) haben Termiten als Leibspeise. Um ihre Vorratskammern zu füllen, gehen sie zwei bis vier Mal am Tag auf Raubzüge: 200 bis 600 Tiere ziehen in Kolonnen los, überfallen Termiten an ihren Futterstellen und schleppen sie zurück ins Nest, wo sie ihre Opfer am Ende fressen.

Bevor die Ameisen einen Raubzug starten, schicken sie Späher los. Die suchen nach Termitenfutterstellen, laufen dann zurück zum Nest und mobilisieren ihre Kameradinnen. Auf dem Rückweg zum Nest legen die Späher eine bemerkenswerte Routenplanung an den Tag: Sie wählen nicht den kürzesten, sondern den schnellsten Weg.

Offenes Gelände für schnellere Fortbewegung

Verläuft der direkte Rückweg zum Nest zum Beispiel durch ein Areal, das dicht mit Gräsern bewachsen ist, bevorzugen die Späher Umwege über offenes Gelände. Dort können sie doppelt so schnell laufen – und das lohnt sich: Obwohl sie nicht den kürzesten Weg nehmen, sind sie deutlich schneller. Ihre Laufzeit zurück zum Nest verringert sich im Schnitt um 35 Prozent, wie ein Team um Erik T. Frank von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) nun im "Journal of Experimental Biology" berichtet.

"Von anderen Ameisenarten ist bekannt, dass sie mit Hilfe verschiedener Orientierungsmechanismen den kürzesten Weg von einer Futterstelle zurück zum Nest finden können", sagt Frank. Offenbar verfügen die Matabele-Ameisen über noch komplexere Navigationsfähigkeiten, die es nun weiter zu erforschen gilt.

Route ist eine Einzelentscheidung

Was die Würzburger Biologen außerdem erstaunt hat: Bei den Matabele-Ameisen wird die Entscheidung über den einzuschlagenden Weg nicht im Kollektiv, sondern von einzelnen Tieren getroffen. "Damit haben wir den ersten Nachweis einer Zeit-optimierten Wegintegration durch einzelne Individuen im Ameisenreich erbracht", sagt Frank. (red, 19.5.2018)