Das maligne Pleuramesotheliom ist ein besonders aggressiver Tumor, der von Zellen des Rippenfells ausgeht. Er entsteht typischerweise durch vorangegangene Asbestbelastung. Die Standardbehandlung des Mesothelioms umfasst Chirurgie, Chemotherapie, Bestrahlung oder eine übergreifende Therapie, bei der diese Ansätze kombiniert werden. Da diese konventionellen Therapien die Grenze ihrer Wirksamkeit erreicht haben, werden zur Verbesserung der Überlebenschancen neue zielgerichtete Ansätze gesucht.

So könnten Mesotheliom-Patienten von zielgerichteten Medikamenten profitieren, die bereits bei einem breiten Spektrum von anderen Krebsarten nachgewiesene Wirksamkeit zeigen, heißt es nun von der Med Uni Wien. Die Studie ist kürzlich in der Zeitschrift Clinical Cancer Research veröffentlicht worden und könnte dazu beitragen, dass Nintedanib zum wesentlichen Bestandteil des Behandlungsstandards für Patienten mit Mesotheliom wird.

Die aktuellen Forschungsergebnisse lassen darauf schließen, dass ein neuer, zielgerichteter Wirkstoff mit dem Namen Nintedanib ein vielversprechender Ansatz für die Behandlung von Patienten mit Mesotheliom ist. Er verhindert das Wachstum neuer Blutgefäße im Mesotheliom und unterbindet somit die Versorgung des Tumors mit Nährstoffen und Sauerstoff.

Wachstum hemmen

Dabei hemmt der Wirkstoff spezielle Wachstumsfaktoren beim Mesotheliom sowie die Entwicklung neuer Blutkapillaren im Tumor und ist bereits für andere fatale thorakale Erkrankungen zugelassen, wie etwa bei idiopathischer Lungenfibrose und Lungenadenokarzinom. Nun konnte gezeigt werden, dass es auch beim malignen Pleuramesotheliom wirkt: "Wir haben zum ersten Mal nachgewiesen, dass menschliche Mesotheliomzellen die Zielmoleküle von Nintedanib exprimieren und dass dieses Medikament zudem das Wachstum und die Migration von Mesotheliomzellen hemmt", erklärt die Erstautorin der Studie Viktoria Laszlo von der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der Med Uni Wien, "außerdem haben wir gezeigt, dass Nintedanib das Wachstum und die Gefäßversorgung von menschlichen Mesotheliomtumoren, die in den Brustkorb von Mäusen implantiert wurden, stark reduziert."

Studienleiter Balazs Dome, Leiter des Translational Thoracic Oncology Program an der Med Uni Wien, und Balazs Hegedus, Abteilung für Thoraxchirurgie, Universitätsmedizin Essen (Ruhrlandklinik), fügen hinzu: "Wichtig ist, dass diese krebsbekämpfende Wirkung von Nintedanib bei der Behandlung von Mesotheliomen mit geringerer Gefäßneubildung im Tiermodell stärker war als die von Bevacizumab – dem Referenz-Blutgefäßwachstumshemmer (Angiogenese) in der klinischen Onkologie. Eine Kernaussage dieser Versuche ist daher, dass Nintedanib als Teil der systemischen Tumorbekämpfung für Patienten mit weniger 'angiogenen' Mesotheliomen im Vergleich zu Bevacizumab als überlegen betrachtet werden kann." (red, 16.5.2018)