Steve Wozniak (re) im Gespräch mit Monty Munford (li).

Foto: Tamás Künsztler

4.500 Zuseher lauschten gespannt den Worten von Apple-Mitgründer "The Woz".

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Das Veranstalterteam und Speaker-Größen. Von links: Benjamin Ruschin, Steve Wozniak, John Romero, Sead Ahmetovic und Thomas Pamminger.

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Wien – Bereits bei der morgendlichen U-Bahn-Fahrt Richtung Kaisermühlen ließ sich erahnen, dass an diesem Mittwoch im 22. Bezirk etwas anders ist. Überdurchschnittlich viele Kapuzenpullis pilgern zum Austria Center Vienna. Warum? Zwischen Kaiserwasser und Copa Cagrana treffen sich rund 8.000 Besucher aus 70 Ländern bei der We Are Developers World Conference, der größten Entwicklerkonferenz Europas.

Im gut gefüllten Austria Center wuselt es. Teilnehmer drängen sich zwischen den Ständen von großen Konzernen aus der IT- und Autobranche, Start-ups und staatlichen Einrichtungen. Und die meisten verfolgen dasselbe Ziel: einen Kaffee bekommen und dann ab vor die Bühne, um der Eröffnungsrede von Apple-Mitgründer Steve Wozniak zu lauschen.

"Metall-Visitenkarten als Besteck"

Gut 4.500 Zuschauer warteten gespannt vor der Hauptbühne, was "The Woz" – wie Wozniak in Fankreisen genannt wird – zu erzählen hat. Und eine unterhaltsame gute Stunde sollte folgen. Der 67-jährige stieg mit amüsanten Anekdoten aus seinem Privatleben ein. Beispielsweise fände er sich selbst äußerst lustig, wenn er auf Flugzeugtoiletten "Do not flush over cities"-Sticker (Nicht über Städten spülen, Anm.) anbringt.

In weiterer Folge sollte das Publikum erfahren, warum Wozniak Visitenkarten aus Metall besitzt: "Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ist das Besteck in Flugzeugen aus Plastik. Das bricht. Deshalb benutze ich meine Visitenkarte, um das Steak zu schneiden."

Wozniak ist zwar seit 1985 nicht mehr operativ bei Apple tätig, dennoch bedarf es keiner himmelstürmenden Kreativität, um herauszufinden, welches Unternehmen er favorisiert. Innerhalb kürzester Zeit schaffte er es aus "The apple cloud is only two dollars a month" (Die Apple-Cloud kostet nur zwei Dollar pro Monat, Anm.) einen gut ankommenden Running-Gag zu machen, dessen subtiler Werbewert wohl nicht zu unterschätzen ist. Überdies versetzte er Facebook und Mark Zuckerberg immer wieder delikate Seitenhiebe.

Geld von Facebook bekommen

Unter anderem fände er es angebracht, wenn man von dem sozialen Netzwerk Geld für seine Daten bekäme. Er selbst habe sich außerdem von Facebook abgemeldet. Von seinen 5.000 "Freunden" kannte er ohnehin kaum jemanden persönlich. Außerdem missfalle ihm die Personalisierung der Werbung und der Beiträge. Den kürzlichen Datenskandal nahm er explizit aus den Gründen für seine Abmeldung aus.

Wozniaks Auftritt stellte einen amüsanten Querschnitt durch aktuelle IT-Trends dar. Von Google wolle er sich demnächst auch verabschieden, denn "die wissen zu viel über mein Leben", Blockchain sei eine interessante Technologie, aber noch nicht marktreif, und einen Tesla habe er sich gekauft, nachdem er die "Erlaubnis" seiner Frau bekommen hatte. Außerdem habe er Respekt vor Elon Musk, empfinde sein Marketing jedoch als überzogen.

Recruiting

Viele der anwesenden und ausstellenden Firmen nutzen die Konferenz zum Recruiting von Entwicklern. "Unternehmen müssen das richtig angehen, Entwickler reagieren nicht auf herkömmliches Recruiting. Man muss ihnen die richtigen Projekte und Zukunftsaussichten bieten", sagt Benjamin Ruschin, Veranstalter und Mitgründer von We Are Developers.

Gesucht werden nicht nur die "Lionel Messis der Programmierszene", meinte Ruschin weiters. Mit den Basics und der Fähigkeit, ein paar Zeilen Code zu schreiben, habe man heutzutage schon gute Jobchancen. Für PHP-Programmierer oder UX-Designer gäbe es unzählige offene Stellen.

Frust über Bürokratie

Eines zieht sich jedoch wie ein roter Faden durch das Thema Recruiting: der Frust. Der Frust über die österreichische Bürokratie. Sowohl Entwickler suchende Unternehmer als auch Unternehmen suchende Entwickler bedauern die langen Wartefristen. "Die Rot-Weiß-Rot-Karte zu bekommen dauert bis zu sechs Monate – und dann ist nichts fix", so der allgemeine Tenor.

Anwesende erzählen von Hilfskonstrukten, um Programmierer aus Drittstaaten nach Österreich zu bekommen. Manche inskribieren sich an Unis, um über ein Studentenvisum zumindest Teilzeit arbeiten zu können. Andere suchen Wege über Visa in anderen EU-Staaten. "Firmen wollen nicht ein halbes Jahr auf Entwickler warten. Sie brauchen die Leute jetzt. Im CEE-Bereich (Central and Eastern Europe, Anm.) gebe es Entwickler, die auf der Stelle kommen würden, aber nicht dürfen. Den heimischen Firmen entgehen dadurch Millionenumsätze", sagt Ruschin, der diese Probleme aus eigenen Erfahrungen gut kennt. (and, 16.5.2018)