Hat ein Stück österreichische Sportgeschichte geschrieben: Stefan Weissenböck wird als erster Österreicher einem NBA-Trainerteam angehören.

Foto: Brose Bamberg / Daniel Löb

Wien/Bamberg – In manchen Momenten muss sich Stefan Weissenböck zwicken. Es ist kein Traum, es ist wahr. "Ich bin kein Star-Trainer. Ich bin nur aus Mistelbach. Und jetzt lande ich in der NBA. Das muss man schon mal sacken lassen", sagt Weissenböck zum STANDARD.

Der 44-jährige Niederösterreicher hat als Individualtrainer bei den Brooklyn Nets unterschrieben. Als "Head of Player Development" beim siebenfachen deutschen Meister Bamberg macht er Spieler besser. Der Lockruf aus der NBA erklingt bereits seit längerem, in den vergangenen Jahren lehnte Weissenböck Angebote von den Oklahoma City Thunder und den Nets aber immer ab.

"Jetzt konnte ich nicht mehr Nein sagen. Ich wollte doch immer in die NBA. Die Washington Wizards waren die Ersten, die mir ein flexibles Engagement bieten wollten. Gespräche haben sich dann mit den Playoffs aber verzögert. Nachdem sich das in der NBA offenbar herumgesprochen hat, haben die Nets mir dann schnell ein konkretes Angebot gemacht. Ich wollte nicht pokern und mehrere Angebote abwarten. Sie haben mir das Vertrauen geschenkt.

Kein NBA-Gehalt

Bei den Brooklyn Nets wird Weissenböck als Teilzeit-Trainer arbeiten, nach Saisonende der deutschen Liga (BBL) fliegt er für eine Woche nach New York, im Juli betreut er NBA-Spieler während der Summer League, auch währende der nächsten Saison sind Besuche in den USA geplant. Weissenböck bleibt angestellt in Bamberg, "ich bekomme kein Geld von Brooklyn. Bamberg erhält eine Leihgebühr. Das ist nur fair, weil ich ja einige Tage im Jahr in Bamberg fehlen werde." An seinem Arbeitsethos wird sich nichts ändern, sprich: Gehackelt wird weiterhin jeden Tag.

Beide Seiten haben wenig zu verlieren. "Taugt den Nets meine Arbeit nicht, kann man sich auch wieder voneinander lösen. Ich habe dort im Sommer Zeit mit den Spielern, und das ist das Wichtigste was du brauchst, um sie zu verbessern."

Weissenböck lebt mit seiner Familie und seinen zwei Kindern weiter in Bamberg, eine andere Job-Variante in den USA hätte er sich nicht vorstellen können. "Wenn du nicht der Super-Trainer bist, dann musst du bei einem NBA-Team als Video-Analytiker ganz unten anfangen. Das wollte ich nicht, diese Zeit hab ich schon hinter mir."

Ausbeutung made in USA

"Work yourself up" heißt in Amerikas Arbeitswelt Selbstausbeutung bis zum Exzess. Das ist die kritische Seite des Showbusiness NBA. Ein Headcoach verdient 20 Millionen Dollar, die kleinen Rädchen in einem Trainerstab meist deutlich weniger. Dabei ist der Video-Scout auch immens wichtig für den Erfolg.

In der BBL hat Weissenböck mit Bamberg in dieser Saison "einige Täler durchschritten". Nach einer desaströsen ersten Saisonhälfte drohte man die Playoffs zu verpassen, in der Euro League war das Viertelfinale außer Reichweite. Nach der Entlassung von Headcoach Andrea Trinchieri übernahm Luca Banchi, "eine andere Persönlichkeit, die der Mannschaft gut getan hat". Als erstes Team steht Bamberg in der BBL nun im Halbfinale und wartet auf den Sieger aus dem Duell Bayern München gegen Frankfurt. "Die Bayern plagen sich, bleiben aber Favorit auf den Titel. Schlagen wir sie, steht die Stadt Kopf." (Florian Vetter, 16.5.2018)

Weiterlesen:

Der auffällig unauffällige Trainer – DER STANDARD zu Besuch in Bamberg

Zur Person:

Stefan Weissenböck (44) spielte 34 Mal für das österreichische Basketball-Nationalteam, seit 2005 in Deutschland als Assistenz-und Individualtrainer bei Nürnberg und später bei Bamberg tätig.