Wien – Von den derzeit so beliebten Superhelden in Serien hat Cormoran Strike (Tom Burke) genau nichts. Im Afghanistan-Krieg verlor er ein Bein, jetzt lebt und arbeitet er als Privatdetektiv in London, wo er auch schläft, weil seine Beziehung definitiv am Ende ist. Wenn die Beinprothese gerade in der Ecke lehnt, wird der Weg zur Toilette über den Trinkbecher abgekürzt. Der Kunstfuß sorgt für Dauerschmerz, den er mit Tabletten hinunterspült.

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Von Batman hat dieser Problemlöser nur Robin, seine einsatzbereite Assistentin (Holliday Grainger). Mürrisch wie Der Alte, melancholisch wie Maigret und ein bisschen eigen wie Miss Marple: So wirkt J. K. Rowlings Ermittler, so ließ er sich auch in die BBC- und Sky-Serie Strike übertragen, ab heute, Donnerstag, um 21.20 Uhr auf Sky Atlantic HD sowie auf mobilen Diensten des Abosenders.

Unter dem Synonym Robert Galbraith erfand die Harry Potter-Schöpferin Rowling 2013 den fehlerhaften Privatdetektiv und verwickelte ihn in bisher drei Fälle, Der Ruf des Kuckucks, Der Seidenspinner und Die Ernte des Bösen. Der erste Fall wird in drei Folgen hintereinander ausgestrahlt, die beiden folgenden Einsätze jeweils in Doppelfolgen.

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Es beginnt so: An einem verschneiten Winterabend kehrt das Supermodel Lula Landry von einer Party heim. Lula zieht sich um, draußen läutet es, sie läuft zur Tür, öffnet diese. Schnitt. Nächstes Bild: Lula liegt tot vor dem Haus, die Polizei tippt auf Selbstmord. Einzig der Bruder glaubt das nicht und beauftragt Strike.

Der neue Ermittler kam für die BBC, wo die Serie bereits im August 2017 lief, zur rechten Zeit. Denn der romantische Held Sherlock zeigt erstmals Erschöpfungstendenzen. In Großbritannien sahen zuletzt 8,8 Millionen zu, es waren schon knapp zwölf. Derlei Dimensionen blieben für Strike mit 5,5 Millionen bei der Auftaktfolge außer Reichweite. Der grimmige Krimineser sammelte aber eifrig Sympathiepunkte.

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Dieser Privatdetektiv ist kein kaputtes Genie, er menschelt und huldigt einem anderen Tempo. Das Telefon läutet auch am Festnetz, Strike scheint alle Zeit der Welt zu haben, wenn es privat schlecht läuft, unterbricht er seine Ermittlungen, um sich in einer Bar wegzutrinken. Entschleunigung!

Foto: Sky / BBC

Rowling tat ihr Gefallen an der Serienadaption kund und versprach als Produzentin eine Fortsetzung der Reihe, die ihre Charaktere liebevoll zeichnet und mit allem ausgestattet ist, was die Mehrheit beim Krimi gerne sieht: skurrile Typen, ein verzwickter Fall, überraschende Wendungen, versteckte Hinweise, tückische Fallen und irgendwann ein zufälliges Aufeinandertreffen von Ereignissen, das die kleinen grauen Zellen befeuert und nach dem alle Puzzleteilchen zusammenpassen. Wie hätte Hercule Poirot dazu gesagt? "Eh bien." (Doris Priesching, 17.5.2018)