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Sollte sich ein durchschnittlicher globaler Temperaturanstieg um 3,2 Grad Celsius in Zukunft nicht verhindern lassen, verlieren 49 Prozent der weltweiten Insektenarten mindestens die Hälfte ihres Verbreitungsraums, wie nun ein internationales Forscherteam nachgerechnet hat.

Foto: AP/Jason Gibbs

Norwich – Der Klimawandel hat heute schon Auswirkungen auf die Artenvielfalt unseres Planeten. Doch sehr viel wesentlicher für den Verlust an Biodiversität ist gegenwärtig aber noch die Landnutzung, deren Effekte durch den Klimawandel verstärkt werden. Laut dem aktuellen "Weltklimabericht" werden die direkten Auswirkungen des Klimawandels erst in einigen Jahrzehnten offenbar werden – auch aufgrund der langsamen Reaktionszeit ökologischer Systeme.

Ein internationales Forscherteam um Rachel Warren (Universität von East Anglia) hat nun mehrere Zukunftsszenarien im Hinblick auf die weitere globale Erderwärmung durchgerechnet und dabei dramatische Unterschiede festgestellt. Die Forscher haben dazu 115.000 Landlebewesen und Pflanzen betrachtet, darunter allein 34.000 Insektenarten und andere Wirbellose, die in bisherigen Berechnungen unberücksichtigt blieben.

Drei verschiedene Szenarien...

Bei einem Temperaturanstieg von 1,5 Grad Celsius (statt zwei Grad) würden nur 6 Prozent der Insektenarten, 8 Prozent der Pflanzenarten und 4 Prozent der Wirbeltiere mindestens die Hälfte ihres Verbreitungsraumes verlieren. Bei einem Anstieg um 2 Grad Celsius würden die Zahlen auf 18 Prozent, 16 Prozent und 8 Prozent anwachsen, das bedeutet einen zusätzlichen Flächenverlust um 50 bzw. 66 Prozent.

Die Forscher ermittelten im Fachblatt "Science" aber auch, welche Folgen ein Temperaturanstieg um 3,2 Grad Celsius hätte: Dieser wird momentan prognostiziert, wenn die Staaten ihre nationalen Selbstverpflichtungen bezüglich der Minderung der Emission von Treibhausgasen nur erfüllen würden. In diesem Szenario würden 49 Prozent der Insektenarten, 44 Prozent der Pflanzen und 26 Prozent der Wirbeltiere mindestens die Hälfte ihres Verbreitungsraums verlieren.

...mit überraschend großen Unterschieden

Für ihren Kollege Christian Hof (Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum), ebenfalls nicht an der Studie beteiligt, seien die Ergebnisse der stärkeren Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung der Arten unter Szenarien mit stärkerer Erwärmung einerseits zu erwarten gewesen, doch sei der große Unterschied zwischen den drei Szenarien käme doch überraschend.

Laut der Ökologin Tiffany Knight (Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig), die ebenfalls nicht an der Studie beteiligt war, bestätigt die Studie frühere Erkenntnisse, dass der Klimawandel in Zukunft die Biodiversität stark bedroht. Sie drängt daher auf eine Einhaltung der Ziele des Pariser Klima-Abkommens: "Denn nur dann können wir einige der in dieser Studie prognostizierten dramatischeren Verluste verhindern, die fatale Folgen für uns Menschen hätten." (tasch, 17.5.2018)