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Google-Chef Sundar Pichai demonstrierte Duplex im Rahmen der I/O 2018.

Foto: STEPHEN LAM / REUTERS

Mit einer neuen Software namens "Duplex" sorgte Google in der Vorwoche für einiges Aufsehen. Im Rahmen der Entwicklerkonferenz I/O demonstrierte das Unternehmen wie die Künstliche Intelligenz Telefonanrufe übernimmt, und hier auch auf unerwartete Situationen richtig reagiert und in natürlicher Sprache antwortet. Die Reaktionen auf diese Präsentation rangierten zwischen begeistert und besorgt, befürchteten doch manche Beobachter gar, dass das Unternehmen hier Menschen gezielt täuschen wolle.

Offene Fragen

Klar ist jedenfalls, dass die Demonstration einige Fragen aufwirft, also machten sich zahlreiche Pressevertreter daran, passende Antworten von Google zu bekommen. Das Problem dabei: Bis heute schweigt Google zu einigen der entscheidenden Punkte, was den Verdacht nährt, dass die Präsentation zumindest in Teilen gefälscht gewesen sein könnte.

Jeffrey Grubb

So streicht etwa Axios heraus, dass sich in den Anrufbeispielen kein einziges der angeblich echten Unternehmen mit dem eigenen Namen meldet, wie es sonst üblich ist. Zum Vergleich habe man rund zwei Dutzend Friseurläden und Restaurants in der Region rund um Google angerufen, alle hätten sich sofort mit ihrem Namen identifiziert, betont Axios. Zudem falle auf, dass es keinerlei Hintergrundgeräusche gibt, wie sie gerade bei Anrufen bei kleinen Läden meist zu hören sind.

Keine Reaktion

Auch dem Wunsch, die betreffenden Unternehmen – unter dem Versprechen, diese nicht öffentlich zu nennen – zu identifizieren, wollte Google nicht nachkommen. Weitere Nachfragen, etwa ob die Gespräche in irgendeiner Art geschnitten sind und ob die Unternehmen über die Veröffentlichung der Gesprächsaufzeichnung informiert wurden, beantwortet Google ebenfalls nicht, obwohl man Axios zunächst mehrfach versicherte, umgehend auf all diese Fragen einzugehen. All das ist natürlich noch kein Beweis dafür, dass Google das betreffende Demo wirklich gefälscht hat, der Verdacht, dass das Ganze aber für den Effekt auf der Bühne zumindest nachgebessert wurde, ist aber auch nicht ganz aus dem Weg zu räumen.

Tech-Demo

Dazu passt auch, dass Vertreter des Google Assistant-Teams gegenüber dem STANDARD am Rande der I/O bekannten, dass die Keynote in den Tagen zuvor mehrfach grob umgeschrieben wurde, und der Namen "Duplex" erst sehr kurzfristig gewählt wurde. Auf detailliertere Nachfragen zur realen Reife der Technologie wollte man auch hier nicht eingehen, betonte stattdessen immer wieder, dass es sich dabei vor allem um ein Techdemo handle, und viele Details noch nicht feststehen. Das klang in der Keynote von Pichai noch etwas anders als der Google-Chef ankündigte, dass man die Software schon in den kommenden Monaten einsetzen wolle, um Details zu Öffnungszeiten – etwa an Feiertagen – bei kleinen Unternehmen abzufragen.

Vorgeschichte

Es wäre auch nicht das erste Mal, dass Google bei der Keynote der I/O mehr verspricht als man liefern kann. So sorgte bei der Google I/O 2017 ein Google-Photos-Demo für Aufregung, bei dem zu sehen war, wie mithilfe von Künstlicher Intelligenz ein im Vordergrund zu sehender Zaun aus einem Foto herausgerechnet wurde. Auch mehr als ein Jahr später ist dieses Feature noch nicht fertig, Google spricht in diesem Zusammenhang davon, dass man hier schlicht die Prioritäten verlagert hat, und sich auf andere Entwicklungen konzentriert hat. (Andreas Proschofsky, 18.5.2018)