"Erzieherisch" will Norbert Steger auf die ORF-Journalistinnen und -Journalisten wirken. Etwa wenn er ihnen bei wiederholten Verstößen gegen Social-Media-Richtlinien mit Entlassung droht. Der ehemalige FPÖ-Chef und Vizekanzler sagt als neuer Stiftungsratsvorsitzender des ORF in der "ZiB 2" auch: "Nicht ich bin die Instanz, die allein entscheidet, ob das objektiv und korrekt ist."

"Eine Fehlinformation"

Warum das auch so bleiben sollte, führt Steger am Beispiel vor. "Nicht korrekt" fand er ja die ORF-Korrespondentenberichte zur Ungarn-Wahl. Nun referierte er seine Wahrnehmung: "Wenn der ORF durch zwei Leute am Abend der Wahl sagt, es sind noch so viele angestellt, das kann eigentlich nur bedeuten, dass die Gegner jetzt alle wählen kommen, und er wird vielleicht die Wahl verlieren, dann ist einfach schlecht recherchiert worden. Die Botschaft heißt eigentlich: Orbán verliert hoffentlich. Das ist keine Botschaft", vielmehr "eine Fehlinformation."

Korrespondent Ernst Gelegs sagte dazu am Wahlabend in der "Zeit im Bild": "Die Frage ist: Stürmen die Ungarinnen und Ungarn die Wahllokale, weil sie Viktor Orbán abwählen wollen, oder stürmen sie sie, weil sie Viktor Orbán im Amt halten wollen? Das wird sich im Laufe des Abends herausstellen." Auch im "ZiB Flash" nannte er beide Möglichkeiten.

"Keine Absicht, Leute zu entlassen"

Gut also auch Stegers Bewusstsein: "Ich hab' nicht die Illusion, dass ich Jobs streiche, und ich hab' auch keine Absicht, Leute zu entlassen. Ich hab' die Absicht, die Leute dazu zu bringen, dass sie ihre eigenen Bestimmungen einhalten."

Vielleicht sollten sich auch Stiftungsratschefs wahrheitsgemäßer Wiedergabe verpflichtet fühlen. Vor allem, wenn sie dazu "erziehen" wollen. (Harald Fidler, 18.5.2018)

Die Langfassung des "ZiB 2"-Interviews von Nadja Bernhard mit Norbert Steger:

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