Cambridge/Wien – Alles was ein Mann... Nein, das obligate Zitat mit dem Menschenaffenvergleich aus der "Tante Jolesch" wollen wir uns hier sparen. Zwar geht die evolutionäre Psychologie immer noch davon aus, dass Frauen bei der Partnerwahl sehr viel eher als Männer bereit sind, beim Faktor visuelle Attraktivität zugunsten anderer Qualitäten wie des sozialen Status Abstriche zu machen.

Doch die in der westlichen Welt unaufhaltsam fortschreitende Gleichberechtigung der Geschlechter hat es längst mit sich gebracht, dass die äußerlichen Faktoren auch beim Mann wichtiger geworden sind. Bisherige Studien förderten eine ganze Reihe von Faktoren zutage, die als attraktiv wahrgenommen werden. Im Hinblick auf die Gesichter wirkt – prima vista etwas überraschend – bei Frauen wie auch bei Männern die "Durchschnittlichkeit" der Gesichtszüge anziehend.

Der Klassiker der maskulinen Attraktivität(-sforschung): Schon Leonardo da Vinci wollte mit dem "Vitruvianischen Menschen" (entstanden um das Jahr 1490) einen Männerkörper in idealen Proportionen darstellen.
Foto: Luc Viatour / https://Lucnix.be

Die Männlichkeit eines Gesichts, also ein kräftiges, kantiges Kinn und hervorstehende Wangenknochen, führte hingegen nicht in allen Tests mit heterosexuellen Frauen zu höheren Zustimmungswerten. Das hat vermutlich damit zu tun, dass zu viel Maskulinität auch mit negativen Charaktereigenschaften wie Aggressivität verbunden wird.

Im Hinblick auf den Männerkörper ist ein Attraktivitätsfaktor unbestritten: Es kommt für Frauen auf die (Körper-)Größe an.

Drei verschiedene Merkmale im Test

Was aber ist mit den Proportionen der Männerkörper, die in der Badesaison ja auch etwas besser sichtbar werden? Das wollten Psychologen um Thomas Versluys (Uni Cambridge) ganz genau wissen. Sie vermaßen für ihre Studie 9000 US-Rekruten und erstellten auf Basis der Daten Bilderserien von männlichen Modellen, die im Hinblick auf drei Proportionen variiert wurden.

In den drei Zeilen zu je sieben Abbildungen wurde jeweils ein Merkmal variiert.
Illustration: Versluys et al., Royal Society Open Science 10.1098 (2018)

Zum Ersten erstellte man Silhouetten von Männern, deren Armpaare in Relation zum übrigen Körper verschieden lang waren (erste Zeile der Grafik), zum Zweiten wurden die Beinpaare länger oder kürzer dargestellt (zweite Zeile), zum Dritten variierte man das Verhältnis von Ober- und Unterarm bzw. Ober- und Unterschenkel (untere Zeile).

Diese Silhouetten wurden drei Gruppen von 341, 253 und 193 heterosexuellen US-Probandinnnen gezeigt, die dann die Qual der Wahl hatten.

Das Ergebnis und seine Erklärung

Das im Fachblatt "Royal Society Open Science" publizierte Ergebnis war eindeutig: Während den Frauen die relative Armlänge völlig und das Längenverhältnis von Ober- und Unterarm bzw. Ober- und Unterschenkel ziemlich egal war, kam es sehr wohl auf die Beinlänge an, wie auch schon frühere Studien vermuten ließen. Attraktiv sind durchschnittliche oder etwas längere Beine.

Die "evolutionäre" Erklärung der evolutionären Psychologie: Kurze Beine seien mit Krankheiten wie Typ-zwei-Diabetes, Herzerkrankungen und Demenz assoziiert, während "zu lange" Beine ebenfalls mit Dispositionen mit bestimmten genetischen Erkrankungen verknüpft seien. Normal lange Beine hingegen würden am ehesten einen gesunden und "fitten" Partner versprechen. (tasch, 19.5.2018)